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Bestandteil des
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Zeitungsgeschichte in Lübbecke seit dem Jahr 1862

Lübbecke (WB/ee). Der 15. März 2006 wird als ein besonderer Tag in die Presseannalen eingehen - heute blickt das WESTFALEN-BLATT auf sechs Jahrzehnte Zeitungsgeschichte in Ostwestfalen-Lippe zurück. Anlass, zusammen mit dem Lübbecker Stadtarchivar Helmut Hüffmann auf Spurensuche vor Ort zu gehen, schließlich gehen die Ursprünge der LÜBBECKER KREISZEITUNG bis ins Jahr 1862 zurück . . .

Unter den Beständen des Lübbecker Stadtarchivs haben die Zeitungsbände einen besonderen Stellenwert, weil sie den Leser an die jeweiligen Zeitumstände unmittelbar heran führen. Ein Teil des Archivbestandes ist vom »Lübbecker Kreisblatt« - Vorgängerausgabe der heutigen LÜBBECKER KREISZEITUNG - besetzt.
Die Zeitung erschien einmal in Verlag und Druckerei Werneburg, Lübbecke. Bei der Lektüre stellt man fest, dass frühere Leser Spuren hinterlassen haben. Persönliche Notizen gehören dazu, aber auch zerschnittene Zeitungsseiten. Tröstlich ist, dass solche Spuren eher selten sind.
Eine wichtige Lektüre war vor einhundert Jahren die Kolumne auf der ersten Seite unter der Überschrift »Provinzielles«. In der Ausgabe vom 29. August 1905 befasst sich ein Artikel mit dem Lübbecker »Jünglingsverein«, der am Vortag einen Ausflug auf Schusters Rappen zum Kaiser-Wilhelm-Denkmal gemacht hatte. Kirchliche Belange werden in einem anderen Artikel angesprochen. Es ging um den Posaunenchor in Blasheim. »Alle umliegenden Gemeinden haben einen größeren Posaunenchor«, heißt es in dem Artikel, »wir scheinen uns aber nicht dazu aufschwingen zu können«. Es wurde zu Spenden aufgerufen und an verheiratete Männer appelliert, einen Posaunenchor zu gründen.
Der Kolumne »Provinzielles« folgten die politischen Nachrichten. Hier stand an erster Stelle die Hofberichterstattung. Die Leser erfuhren, dass das Kaiserpaar seinen Besuch auf Schloss Wilhelmshöhe beendet hatte und in Eisenach eingetroffen war, wo sie vom Großherzog empfangen wurden.
In der nächsten Zeitungsausgabe vom 31. August 1905 wird eine Geschäftseröffnung an der Langen Straße in Lübbecke angekündigt. Fritz Pohlmann stellte sein Manufaktur- und Modegeschäft in dem ehemaligen Denckmannschen Hause Ecke Bahnhofstraße/Lange Straße vor. Mehrere Jahre war er in einem führenden Haus in Berlin tätig gewesen und empfahl sich nun mit folgenden Worten: »Es wird mein Bestreben sein, mir durch gute reelle Waren, möglichst billige Preise und prompte Bedienung ein geneigtes Vertrauen zu erwerben«. Die Annonce nahm eine halbe Zeitungsseite ein.
An das Textilgeschäft Pohlmann, Lange Straße 2, werden sich die älteren Lübbecker noch erinnern. Die jüngere Generation wird das Haus vermutlich mit einem Brand in Verbindung bringen, der dort am 16. Oktober 1982 ausbrach. Die Hitzeentwicklung war so stark, dass sich Ampeln verbogen und ein Reklameschild des Nachbarhauses dahinschmolz. Direkt betroffen von dem Feuer war das Radio- und Fernsehgeschäft Berger in den Räumlichkeiten des früheren Pohlmannschen Textilgeschäftes.
Der Annonce Pohlmanns folgten 1905 diverse Anzeigen weiterer Lübbecker Geschäfte. Der Lebensmittelhändler Pörtner, Bäckerstrasse, pries Magdeburger Sauerkraut an, Wilhelm von Behren am Gänsemarkt empfahl sein wohl sortiertes Tapetenlager und Eduard Gerlach bot alles an, was die Hausfrau zur Einmachzeit benötigte. Wer im Kreisblatt annoncieren wollte, konnte seine Bestellungen u.a. bei den Kaiserlichen Postanstalten aufgeben.

Artikel vom 15.03.2006