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Dringgeld innet Schwien

Plattdeutsche Geschichten von Pastor Dullweber

Stemwede (WB). Mit der Frage, ob man wirklich Trinkgeld geben muss, beschäftigt sich die folgende plattdeutsche Geschichte von Pastor Wilhelm Dullweber.
Pastor Wilhelm Dullweber war jahrzehntelang Seelsorger im Pfarrbezirk Haldem-Arrenkamp-Ilwede. Der 69-Jährige ist ein Stemweder Urgestein und hält heute noch Gottesdienste ab, auch in plattdeutscher Sprache.

Dor sitt ick bien Putzer (Frisör) un täufe datt ick rankurme. Nu heff ick Tied taun Zeitung lesen, ett liegget dor nenau von düsse Buntn Blärr rümme. Un miene Ärgen fallt upp ein Artikel: Wie halten sie es mit dem Trinkgeld? Ick wurd nieschierig. Jau, mett denn Dringgeld datt es sonne Sache. Un denn hörre ick wie dei Chef, dor bie mie im Laden segg. »Denn Kaffee bekommen sie gratis, aber sie können ja etwas ins Sparschwein tun.« Och denke datt ess sicher vön gauen Zweck, doch jedet Schwien hett anners. Datt Lüt, datt die die Johre schnitt heff sien eigen Schwien. Sicher, datt es erk vön gauen Zweck, ower ick denke dei Friseure krieget richtigen Lohn un brucket kein Nauschlag. Nu hörr ick auck wie ein Kunde färig ess, betahlt, un denn gifft ner watt innt Schwien. Doch nun will ick ese ess inne Zeitung lesen watt deiower Dringgeld schriewet. Dor steiht man schall owerhaupt kein Dringgeld gierm, in annern Lännern dor möss manch einer vom Dringgeld lierm, ower hier bie us nich. Un denn bin ick es so an mine Dringgeldkunden lang gern. Worümme krich dei Taxifahrer Dringgeld un dei Isenbahnschaffner nich? Un mien Zeitungsbote, dei bie Wiend un Wehr ünnewegens ess, dei krich nicks weill ick denn ner schlärpe wenn hei kump. Un denn Postboten, denn heff ick auck oll lange nicks mehr gierbm. Doch dei Kellner inne Wirtschaft, dor wett nau bohm henn affreket.Un oss ick jetz ess mett Flugzeug ünnewegens wesen wass, der hörr ick denn Flugkapitäin gerne Dringgeld gierm, datt hei us heile wir daalbrocht hörre, doch denn kräg ick nich tau seihn. Nu wass ick bien Frisör dran. Ick könn jä ower mien Thema witer bärdenken. Upp Kaffee häff ick vezichtet so ummesüss un tirgentau. Ick häff denn blauß ner an dei Kinner dacht. Wenn Opa kump, mott hei doch denn Kinnern auck watt gierbm. Schokolade, dor weitt man nich watt sei mürget un sogar bie Gummibärchen giff datt Schwierigkeiten. »Ich nehme nur die Tüte mit den vielen roten Bärchen«, segg sonn lütke Stöppcker tau mie, »Opa hast du denn keine Euros?« Sicher hörr ick Euros, ower ick heffe öhne keine gierm. Nu wörn mine Hoore kott genau. »Sind sie zufrieden?«, fröch dei Deern »Au vull un ganz, hett sei Best maket« un denn heff ick betahlt un garnich upp dei Sparschwine kierken. Ick bin ower ess gestannt, wie lange ick datt dür storr, kein Dringgeld tau gierm. Kiek, sehr ess datt wesen.

Artikel vom 15.03.2006