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Früh morgens geht es los

Seit Jahrzehnten sind Margot (76) und Paul Meier (79) treue Leser

Von Lars Rohrandt (Text)
und Jörn Hannemann (Foto)
Hövelhof (WV). Sein erster Blick geht stets in den Sportteil: »Was ist bei Arminia los?« Sie schaut zunächst bei den Familienanzeigen nach Neuigkeiten: »Wer hat geheiratet?« Für Margot (76) und Paul Meier (79) gehört die Zeitungslektüre zum Alltag. Und das seit Jahrzehnten.

Als das Hövelhofer Ehepaar vor 55 Jahren heiratete, lag bereits regelmäßig eine Ausgabe des WESTFÄLISCHEN VOLKSBLATTes auf dem Frühstücks-tisch. »Denn schon mein Vater Josef war Abonnent«, erzählt Paul Meier. »Und als wir unseren eigenen Haushalt gründeten, war klar, dass wir weiterhin diese Zeitung bestellen würden.«
Paul Meier fängt früh an zu lesen. »Morgens um 6.30 Uhr. Dann schläft meine Frau noch.« Nach dem Sportteil blättert der 79-Jährige ganz nach vorne und liest die Zeitung bis zum Ende durch. »Alles, wirklich alles. Und nicht nur die Überschriften.« Die Ostwestfalen-Seite, die Kommentare und die Übersicht schätzt er ganz besonders. Erst jetzt ist Zeit für das Frühstück.
Margot Meier schnappt sich »ihre« Zeitung, wenn ihr Mann sich zum Mittagsschlaf hinlegt. »Mich interessiert, was vor Ort los ist«, sagt die fünffache Oma und dreifache Uroma. »Es ist eine Zeitung für die ganze Familie.« Auch wenn das Ehepaar mit seinen zwei Kindern im Urlaub weilte, war diese Zeitung stets mit dabei. »Wir haben sie uns hinterher schicken lassen. Das hat prima geklappt.«
Als Paul Meier las, dass das WESTFALEN-BLATT heute seinen 60. Geburtstag feiern werde, machte es bei dem treuen Leser »klick«. »Mensch, wir haben doch noch eine ganz alte Ausgabe«, sagte er zu seiner Frau. »Quatsch«, bekam er zu hören, behielt aber Recht. In einem Schrank fand er - neben so manch altem Buch-Schätzchen - einen frühen Nachdruck der Erstausgabe des Bielefelder WESTFALEN-BLATTes vom 15. März 1946. Und darin blätterten Paul und Margot Meier genauso interessiert wie in einer aktuellen Hövelhofer Ausgabe.
Margot Meier schaut in den Stellenmarkt aus dem Jahre 1946: »Kino-Teilhaber kann werden, wer Filmvorführgerät stellt.« Paul Meier widmet sich der ersten Seite: »Europäische Ernährungskonferenz: Beratungen in London zur Überbrückung des Lebensmitteldefizits«. Auch wenn diese Zeitung damals wie heute von der Aktualität lebt, sind ihre alten Ausgaben zugleich ein interessantes Stück Zeitgeschichte und bieten einen spannenden Blick in die Vergangenheit. Für das Ehepaar Meier ist am 60. Geburtstag ihrer Tageszeitung klar: »Wir werden weiter die Treue halten.«

Artikel vom 15.03.2006