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Begegnung mit Pins

Ralph Giordano spricht in einer Benefizveranstaltung

Höxter (WB). Der Journalist und Schriftsteller Ralph Giordano spricht zugunsten des Forums Jacob Pins am Donnerstag, 23. März, im Corbie-Palais des Hotels Niedersachsen in Höxter in einer Benefizveranstaltung über »Jacob Pins oder die Schwierigkeit Deutschland wiederzufinden.«

Es ist nicht sein erster Besuch in Höxter. Hereits 1989 kam der Journalist zu einer Autorenlesung im Rahmen der Friedenswoche in die Weserstadt. Die Kontakte blieben und führten ihn anlässlich einer Israelreise auch in das Haus von Jacob Pins in Jerusalem.
Die Begegnung mit dem Menschen und Künstler Pins schildert Giordano in »Israel, um Himmels willen, Israel«, einem der vielen erfolgreichen Bücher des Autors.
1923 wurde er in Hamburg als Sohn eines italienischen Musikers geboren. Weil seine Mutter Jüdin war, fiel die Familie unter die NS-Rassengesetze, die Giordanos überlebten in der Illegalität. Die Erfahrungen dieser Zeit fanden ihren Niederschlag in dem autobiografischen Roman Ralph Giordano »Die Bertinis«, der 1988 vom ZDF in fünf Teilen verfilmt wurde.
Nach dem Krieg arbeitete Giordano als Journalist, Fernsehdokumentarist - er drehte rund 100 große Fernsehfilme - und Schriftsteller. Viele seiner mehr als 20 Bücher wurden zu Bestsellern, darunter »Die zweite Schuld«, »Wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte«, »Ostpreußen ade«.
Aus seinen Fernsehauftritten kennt man ihn als überaus engagierten Publizisten, den nicht nur die nationalsozialistische Zeit umtreibt.
Die Erfahrungen mit dem offenen militanten Rechtsextremismus, insbesondere die Brandanschläge von Hoyerswerda und Mölln, bewegten Giordano laut dem Oline-Lexikon Wikipedia 1992 dazu, einen offenen Brief an Bundeskanzler Kohl zu schreiben. Darin deutete er an, dass er bereit sei, »bis in den bewaffneten Selbstschutz hinein« gegen den militanten Rechtsextremismus vorzugehen, da die Regierung offensichtlich nicht bereit sei, Minderheiten den notwendigen Schutz zu gewähren. Dieser Brief führte zu einer heftigen öffentlichen Diskussion.
Jacob Pins fühlte er sich seit seinem Besuch in Jerusalem freundschaftlich verbunden, nach dessen Tod schrieb er einen Nachruf in der Jüdischen Allgemeinen vom 15. Dezember 2005, den er mit folgendem Satz beendet: »Aber, Freund Jacob, Musenmann, Maler, Sammler und Orff-Kenner, du wirst mir wieder begegnen - in Höxter.«
Mit der Benefizveranstaltung folgt Giordano einer Einladung der Jacob-Pins-Gesellschaft. Die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern sollen den Aufbau des Forums Jacob Pins im Adelshof in der Westerbachstraße unterstützen.
Karten sind an der Abendkasse erhältlich.

Artikel vom 14.03.2006