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»Weißer Ring« steht
Opfern zur Seite

Hilfsorganisation feiert 30-jähriges Bestehen

Kreis Gütersloh (mdel). Als Eduard Zimmermann 1976 den »Weißen Ring« gründete, spielte eine Erkenntnis die Hauptrolle: In der Polizei-Arbeit stehen die Täter im Vordergrund, um die Opfer von Straftaten kümmert sich kaum jemand. Zur Hilfe von Kriminalitätsopfern schuf der damalige Macher der Fernsehsendung »Aktenzeichen XY ungelöst« einen Verein mit mittlerweile 60 000 Mitgliedern.

Vorsitzender der Außenstelle Gütersloh des »Weißen Rings« ist der Haller Rainer Middelstaedt. Er und seine ehrenamtlichen Mitstreiter haben im vergangenen Jahr 32 neue Fälle angenommen, in denen Opfer von Straftaten um Hilfe ersuchten. Die Hilfe umfasst Beratungen, Betreuung beim Gang zu Ämtern oder Gerichten und in Notsituationen auch finanzielle Unterstützung. »Wir begleiten das Opfer, bis das Strafverfahren gegen den Täter abgeschlossen ist. In Extremfällen kann das vier bis fünf Jahre dauern«, sagt Middelstaedt. Der »Weiße Ring« arbeite eng mit der Polizei zusammen, besonders mit der Opferschutzbeauftragten Ursula Rutschkowski.
Wie der Verein konkret hilft, stellen Middelstaedt und Rutschkowski am Beispiel eines Rheda-Wiedenbrückers dar, der in der Silvesternacht Opfer einer Straftat wurde. Er wies drei Männer darauf hin, dass sie beim Abfeuern ihrer Knallkörper aufpassen sollten. Er wurde grundlos zusammengeschlagen, und mit dem Bruch eines Oberschenkelknochens musste er ins Krankenhaus gebracht werden - arbeiten kann er bis heute nicht. »Der Mann ist selbstständig. Durch den Krankheitsfall droht seine Firma den Bach runterzugehen. Psychisch kann so ein Fall schlimme Auswirkungen haben«, sagt Ursula Rutschkowski. Der »Weiße Ring« nahm sich des Mannes an. Middelstaedt besuchte ihn im Krankenhaus, mobilisierte Innungsmeister und Kreishandwerkerschaft, um den Betrieb zu retten. »Außerdem hat der ÝWeiße RingÜ ihm 2000 Euro zur Verfügung gestellt«, erklärt der Leiter der Außenstelle. Insgesamt seien im vergangenen Jahr 16 000 Euro ausgeschüttet worden (für Sofort-, Rechts- und Ferienhilfen).
Weil der »Weiße Ring« auf Spenden angewiesen ist, findet zum 30-jährigen Bestehen am Freitag, 17. März, ein Benefizkonzert statt. In der Dr. Oetker-Welt, Lutterstr. 14, in Bielefeld spielt von 20 Uhr an das Landespolizeiorchester. Gesponsert wird das Konzert von Beiratsmitglied Richard Oetker, der selbst einmal Opfer eines Entführungsfalls war. Außerdem sucht der »Weiße Ring« aktive Mitarbeiter. Interessenten können sich an Rainer Middelstaedt unter Tel. 0 52 01 /66 58 24 wenden.

Artikel vom 14.03.2006