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Kunst zwischen Realismus
und hoher Abstraktion

Ausstellungsreihe zeigt Werke süddeutscher Künstler

Sennestadt (mcs). Mit einem engagierten Plädoyer für die Kunst eröffnete Sennestadtvereinsvorsitzender Ulrich Klemens am Sonntag im Beisein zahlreicher Kulturliebhaber aus Nah und Fern die Ausstellung »Landschaft«. Noch bis zum 30. April sind insgesamt 40 Bilder und 14 Skulpturen der süddeutschen Künstler Harry Meyer und Clemens Heinl im Vortragssaal des Sennestadthauses zu bewundern.

»Kunst kann nur stattfinden, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.« Kritisch setzte sich Ulrich Klemens in seiner Begrüßung mit den aktuellen Plänen auseinander, das Sennestädter Bezirksamt zu schließen. Eine Neuverteilung der politischen Zuständigkeiten im Bielefelder Süden wirke sich auch auf die Kulturarbeit aus, so seine Befürchtung. Gebe es eines Tages nur noch einen gemeinsamen Etat für Sennestadt, Senne und Brackwede, seien Auseinandersetzungen vorprogrammiert. »Dann ist die Fortführung unserer Ausstellungsreihe ernsthaft gefährdet.«
Nach Ulrich KlemensĂ• nachdenklich stimmenden Anmerkungen, die bei den Zuhörern viel Beifall fanden, stellte Dr. Jürgen Jesse die ausstellenden Künstler und ihr kreatives Schaffen vor. »Sowohl Harry Meyers Großformate als auch seine Miniaturen üben auf mich eine ungeheure Faszination aus«, erläuterte der Kunsthistoriker. Der dargestellte, tief durchstrukturierte Landschaftsraum sei geprägt von großem Realismus, da die Werke zumeist in der freien Natur entstanden seien. Kraftvolle Energie- und Regenbilder dagegen seien auf einer höheren Abstraktionsebene anzusiedeln. »Das dort aufgezeigte Wüten der Elemente soll den Betrachter aufschrecken«, so der Experte.
Ähnliches gelte für Clemens Heinls Skulpturen. »Die Figuren fordern uns dazu auf, uns zu ihnen zu äußern«, stellte Dr. Jürgen Jesse fest. Indem sie den Betrachter offen anschauten, ohne ihm jedoch entgegenzukommen, weckten sie Unbehagen. Zudem seien sie keineswegs von perfekter Gestalt. Stattdessen habe sie der Künstler mit all ihren körperlichen Unzulänglichkeiten gezeigt. »Clemens Heinls Skulpturen fordern insgesamt eine neue Qualität im Umgang der Menschen miteinander ein.« Soweit ein Deutungsversuch des Festredners.
Musikalisch abgerundet wurde die Vernissage von Heidi und Fritz Kommerell. Mit avantgardistischen Improvisationen auf Röhrengong und Cello verlieh das Künstlerehepaar der Veranstaltung ein ganz eigenes, geradezu mystisches Flair. Mit geräuschhaften Klang-Collagen gelang es den Interpreten in besonderer Weise, die Aufmerksamkeit der Besucher zu konzentrieren. Über die visuell gezeigten Landschaften von Harry Meyer und Clemens Heinl hinaus zeigten sie den Kunstfreunden dadurch auch klanglich neue Horizonte auf.
Noch bis einschließlich 30. April ist die Ausstellung „Landschaft“ im Sennestadthaus zu sehen. Montags bis freitags von jeweils neun bis 16 Uhr sowie samstags in der Zeit von zehn bis 13 Uhr.

Artikel vom 14.03.2006