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Raubüberfall mit Besenstiel

Lange Haft für McDonalds-Gangster

Von Hubertus Hartmann
Paderborn (WV). Erbeutet haben sie keinen Cent. Stattdessen kassierten die beiden Täter für ihren brutalen Raubüberfall auf die McDonalds-Filiale am Frankfurter Weg hohe Haftstrafen. Manuel C. (24) wurde gestern vom Paderborner Landgericht zu vier Jahren Gefängnis verurteilt, sein Komplize Daniel A. (23) muss für fünfeinhalb Jahre hinter Gitter.

Arbeitslos, drogenabhängig und verschuldet bis über beide Ohren - weil sie keine Perspektive sahen, wurden die beiden Freunde zu Kriminellen. Manuel C. hatte die Idee, sein Kumpel Daniel A. zögerte nicht, sofort mitzumachen.
Bewaffnet mit einem in zwei Teile gesägten Besenstiel und mit Sturmhauben maskiert schlichen die Gangster am 9. Januar dieses Jahres, einem Montag, um 6.45 Uhr durch die unverschlossene Seitentür in das Imbisslokal. Sie hatten es auf die Wochenendeinnahmen abgesehen. »Im Safe lagen mehreren tausend Euro«, sagte Staatsanwalt Andres Asensio im Prozess.
Das Tatgeschehen dauerte nur wenige Minuten, doch die Opfer werden den Überfall wohl niemals vergessen. Während C. an der Tür Schmiere stand, stürmte A. in das hinter der Küche liegende Büro. Eine 46-jährige Angestellte, die ihm auf dem Flur entgegen kam, knüppelte er mit Stockhieben gnadenlos nieder und schlug selbst auf die am Boden liegende Frau noch mehrfach ein. Auch den 31 Jahre alten Filialleiter prügelte der Maskierte zusammen. A.'s Verteidiger Dr. Olaf Schilasky sprach von einem »Gewaltexzess«, der seinem Mandanten eigentlich völlig wesensfremd und deshalb unerklärlich sei.
Bei dem Tumult verstellte sich allerdings die Zahlenkombination des bereits geöffneten Tresors. Der Geldschrank verriegelte automatisch, und die Räuber mussten ohne Beute fliehen. Eine weitere McDonalds-Mitarbeiterin (44), die gerade zur Tür hereinkam, wurde ebenfalls mit dem Besenstil niedergeschlagen.
Die Opfer erlitten »ganz schön happige Verletzungen«, so Richter Stefan Schäfer. Alle drei wurden zur ambulanten Behandlung ins Krankenhaus eingeliefert.
In Tatortnähe, an der Wollmarktstraße, konnte die sofort alarmierte Polizei Manuel C. kurz nach dem Überfall festnehmen. Im Verhör gab er den Namen seines Komplizen preis. Daniel A. wurde am nächsten Morgen in seiner Wohnung in Elsen verhaftet. Dort wohnten sie gemeinsamen.
Beide Angeklagte sind wegen verschiedener Drogendelikte vorbestraft. Der eine rauchte nach eigenen Angaben mit elf Jahren seinen ersten Joint, der andere mit 15 - zuletzt konsumierten beide Amphetamine.
Vor allem David A., der Schläger, war in der Vergangenheit mehrfach straffällig geworden, doch vor Gericht musste er sich nur dreimal verantworten. »Da sind ganz offensichtlich zu viele Straftaten ohne Verfahren eingestellt worden«, kritisierte Staatsanwalt Andres Asensio seine eigene Behörde. Das Ergebnis könne man jetzt sehen.

Artikel vom 14.03.2006