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Lea (8) und Lena (18) Leinkenjost haben die Pflegehunde Urmel (links) und Micha (rechts) schon in ihr Herz geschlossen. Annemarie Leinkenjost (kleines Bild) liegt besonders die Vermittlung von Mogli am Herzen. Er ist erst acht Monate alt, ihm fehlt ein Hinterbein. Fotos: Silvia Scheideler

Herrchen auf Zeit gesucht

Hövelhoferin rettet Hunde aus der spanischen Tötungsstation Son Reus

Von Silvia Scheideler
Hövelhof (WV). Ihr Todesurteil war im Prinzip schon gefällt. Mogli, Urmel, Micha, Leyla und Emma saßen auf Mallorca in der Tötungsstation Son Reus. »Findet sich nach 15 Tagen kein Besitzer für den Hund, wird er eingeschläfert«, weiß die Hövelhoferin Annemarie Leinkenjost. Dieses Schicksal konnte sie den fünf Hunden ersparen. Bei Familie Leinkenjost haben die Tiere vorerst eine Unterkunft gefunden. Die 40-Jährige und der Verein »Tierhilfe Grenzenlos« wollen noch mehr Hunde aus Spanien retten und suchen jetzt weitere Pflegestellen und neue Herrchen und Frauchen für die Todeskandidaten.

Gibt es Pflege- oder Endstellen für Hunde, holt die »Tierhilfe Grenzenlos« Vierbeiner per Flugpaten nach Deutschland, zwischen zehn und 20 Tiere jeden Monat. »Wir wissen nicht viel über die Hunde, nur das Geschlecht, die Größe und, dass sie meistens sehr friedlich sind, da sie das Leben im Rudel gewohnt sind«, erzählt Annemarie Leinkenjost und streichelt ihrem dreibeinigen »Notfall« Mogli über den Rücken.
Seit eineinhalb Jahren nimmt sie Hunde zur Pflege auf und betreut Gleichgesinnte. »Länger als drei Monate bleibt kaum ein Hund in der Pflegestelle, dann ist ein neues Zuhause gefunden«, sagt die Mutter von sieben Kindern. Häufig sei es auch so, dass aus einer Pflegefamilie eine Endstelle wird. »Für den Hund ist das natürlich das Beste, aber wir verlieren eine Pflegestelle«, erklärt die Hövelhoferin.
Wer sich endgültig für einen Hund aus der Tötungsstation Son Reus entscheidet, bezahlt an den Tierschutzverein eine Schutzgebühr von 230 Euro. »Alleine 30 Euro kostet es, einen Hund aus der Station herauszubekommen. Danach kommt das Tier zunächst in eine spanische Pension, diese Unterbringung kostet sechs Euro am Tag, hinzukommen die Kosten für den Flug«, erläutert Annemarie Leinkenjost. Die Tiere, die aus der Tötungsstation kommen, sind nicht unbedingt Straßenhunde. In Spanien herrsche eine andere Mentalität: »Hat ein Hund ausgedient, ist nicht mehr so süß wie ein Welpe, wird er einfach weggegeben«, weiß die Hövelhoferin.
Wer Interesse hat, einen Hund bis zur Vermittlung bei sich aufzunehmen, kann sich an Annemarie Leinkenjost wenden (Tel.: 0 52 57/17 59). Eventuelle Tierarztkosten und die Haftpflicht werden von der »Tierhilfe Grenzen-

los« übernommen, nur die Futterkosten trägt die Pflegestelle. Bevor das Tier dann vorübergehend einzieht, wird die Pflegestelle von der »Tierhilfe Grenzenlos« geprüft, nach dem Einzug steht Annemarie Leinkenjost den Tierliebhabern natürlich auch bei Fragen oder Problemen zur Seite.
Verständigungsprobleme sollte es mit einem spanischen Hund eigentlich nicht geben. Annemarie     Leinkenjost: »Nach einer Woche haben die Hunde sich in der Regel an die deutschen Begriffe gewöhnt und reagieren dann auch auf die Komandos ihrer Pflegepersonen.«

Artikel vom 14.03.2006