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Alle stöhnen über
den langen Winter

Kostentreiber für Haushalte und Betriebe

Halle (pes). Der herrliche Sonnenschein trügt gewaltig. Der Winter hat dem Frühling die sprichwörtliche Tür wieder vor der Nase zugeschlagen und regiert weiter mit frostigen Temperaturen. Die Menschen im Altkreis Halle stöhnen nicht nur über die Kälte, sondern auch über die Extra-Kosten.

Die Straßenmeisterei Halle des Landesbetriebes Straßen NRW, zuständig für die Land- und Bundesstraßen im Altkreis Halle, in Teilen von Gütersloh und Harsewinkel sowie in Bielefeld, hat bisher schon 2000 Tonnen Salz gegen Eis- und Schneeglätte streuen müssen. Im vergangenen Winter waren es noch 1450 Tonnen gewesen - und auch dieser Wert lag schon über dem Durchschnitt.
Eine Tonne Streusalz kostet 60 Euro, dazu kommen die Überstunden der 18 Straßenwärter, die zeitweise im Dreischichtbetrieb rund um die Uhr arbeiten mussten und die Honorare für die Fremdunternehmer, die Lkw und Personal für den Winterdienst zur Verfügung stellen. Auch der Bauhof des Kreises Gütersloh hat im vergangenen Winter ein Drittel mehr Salz (1400 Tonnen) und 2100 Überstunden zu verkraften.
Während die einen wegen des nicht enden wollenden Winters im Dauerstress sind, müssen andere ihre Mitarbeiter nach Hause schicken. Garten- und Landschaftsbauer Wolfgang Wilking aus Bokel muss sich zurzeit auf Winterdienste für private Auftraggeber, auf Planungsarbeiten und Angebote beschränken. Gartengestaltung oder Pflasterarbeiten sind wegen des Dauerfrostes kaum möglich gewesen, auch die bevorstehende Pflanzzeit, befürchtet Wolfgang Wilking, werde wohl nur sehr kurz ausfallen.
Doppelt trifft es die Mitarbeiter im Gartenbau. Die bekommen, wenn sie im Winter arbeiten, eine Art Erschwernis-Zulage. Weil aber wenig zu tun war, gab es in diesem Winter häufig Schlechtwettergeld - und dann entfällt natürlich auch die Zulage.
Langer Winter, kalte Nächte und dazu noch hohe Kosten für Erdgas und Heizöl - das trifft nicht nur die privaten Hausbesitzer und Mieter, sondern noch mehr, die die kostbare Energie für ihren Broterwerb benötigen. Rainer Plempel, der in seiner Gärtnerei in Brockhagen selbst Balkonpflanzen zieht, muss in diesem Jahr wohl mit Miesen rechnen. Wegen der Konkurrenz der Massenprodukte kann man die Zusatzkosten auch nicht auf die Preise aufschlagen, weiß der Brockhagener. »Blumen sind eben ein Luxusgut. Da verzichten die Leute schon mal, wenn das Geld knapp oder die Ware zu teuer wird«, kennt Plempel die harten Gesetze des Marktes.
Die bekommen aber auch die reinen Pflanzen- und Blumenhandlungen zu spüren. Dietmar Schöwerling aus Stockkämpen bedauert, dass wegen der andauernden Kälte kaum etwas zu verkaufen ist. »Die Primeln, sonst bunte Frühlingsboten in Gärten und vor Haustüren, verblühen wohl dieses Jahr in den Gewächshäusern«, klagt er über enorme Umsatzeinbußen.
Aber ob beruflich betroffen, als Blumenzüchter oder ganz privat - alle hoffen darauf, dass sie Schal, Mütze und Handschuhe endlich zu Hause lassen können. Glaubt man den Meteorologen, wird daraus aber in dieser Woche immer noch nichts.

Artikel vom 14.03.2006