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Praxiserfahrungen für Beamtennachwuchs

Bau des Matthäus-Seniorenzentrums in Lübbecke dient Studenten als Anschauungsobjekt


Lübbecke (WB). 30 Studierende der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung (FHöV) Bielefeld erhielten praktische Einblicke in die Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Wirtschaft. Anlass war ein Besuch des Tunis-Kasernengeländes in Lübbecke, wo Unternehmer Dr. Friedrich-Wilhelm Hillbrand über seine Erfahrungen im Zusammenhang mit Gesetzen und Behörden berichtete. An-schließend erläuterte die Verfahrenskoordinatorin des Kreises Minden-Lübbecke, was die Behörden selbst tun, um die Unternehmen zu unterstützen und ihre Genehmigungsverfahren zu beschleunigen. Der Erfahrungsaustausch ist Teil einer Unterrichtsreihe zum Thema wirtschaftsnahe Verwaltung, die die FHöV bereits zum dritten Mal in Kooperation mit der OWL Marketing GmbH durchführt.
Prof. Dr. Rainer Gebhardt (Fachkoordinator bei der FHöV) hat das Thema wirtschaftsnahe Verwaltung bereits seit drei Jahren fest in den Lehrplan für den gehobenen Verwaltungsdienst aufgenommen. »Die Verwaltungen befinden sich in einem fortlaufenden Modernisierungsprozess. Gerade in OWL als ÝModellregion für BürokratieabbauÜ müssen die Nachwuchskräfte erkennen, dass Unternehmen Schlüsselkunden der Verwaltung sind, die sie unterstützen müssen und können.«
Dies kann Jürgen Heinrich (Projektkoordinator bei der OWL Marketing GmbH) nur unterstreichen. »Wir brauchen mehr Miteinander zwischen Verwaltung und Wirtschaft. Die Verwaltungskräfte müssen sich der Bedeutung und der Auswirkungen ihres Handelns für die Unternehmen bewusst sein. Entsprechend ist die Kooperation mit der Fachhochschule ein wichtiger Bestandteil unserer Initiative Wirtschaftsnahe Verwaltung.«
Jetzt standen für die 30 Studierenden, die kurz vor der Abschlussprüfung stehen, Einblicke in die Praxis auf dem Programm. Welche Probleme Unternehmen mit Behörden haben, erfuhren sie bei einem Besuch auf dem ehemaligen Tunis-Kasernengelände in Lübbecke. Das brachliegende Areal hatte Dr. Friedrich-Wilhelm Hillbrand, Geschäftsführer der Hillkom Entsorgungs GmbH aus Porta Westfalica, vor anderthalb Jahren gekauft. Inzwischen wurden die alten Kasernengebäude abgerissen, Bauplätze geschaffen und ein Altenpflegeheim gebaut, das am 1. März eingeweiht wurde. Hillbrand erläuterte den Nachwuchskräften, welche Behördengänge und Genehmigungen hierfür erforderlich waren - von der Änderung des Bebauungsplans über die Abriss- und Baugenehmigungen bis hin zur Abnahme durch die Heimaufsicht. Dabei wartete die ein oder andere bürokratische Überraschung.
Dass die Genehmigung des Altenpflegeheims in Lübbecke relativ schnell und reibungslos verlief, ist nicht zuletzt Petra Hempen-Diekmann zu verdanken. Die Verfahrenskoordinatorin beim Kreis Minden-Lübbecke betreute des Verfahren, sprach mit den Beteiligten und sorgte für eine reibungslose Abwicklung.
Wie die Verfahrenskoordination im Kreis Minden-Lübbecke konkret aussieht, erläuterte Hempen-Diekmann den Studierenden im Kreishaus in Minden. Unternehmen können beispielsweise montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr einen Ansprechpartner in der Wirtschaftsförderung erreichen, der ihre Angelegenheiten in der Verwaltung regelt und gegebenenfalls einen Beratungstermin vor Ort organisiert.
Bei vollständigen Anträgen gibt es im Regelfall innerhalb von sechs Wochen eine Baugenehmigung. Damit dies funktioniert, haben alle Beteiligten - also die Abteilungen der Kreisverwaltung, aber auch die kreisangehörigen Städte und Gemeinden - Servicevereinbarungen getroffen.
Das Gespräch mit den Dr. Hillbrand und Hempen-Diekmann hat den Studierenden viele Zusammenhänge und Handlungsmöglichkeiten deutlich gemacht. »Die Erfahrungen und Erkenntnisse werden wir jetzt diskutieren und aufbereiten. Anschließend geht es für die Studierende an die Recherche in der eigenen Verwaltung«, erläutert Prof. Gebhardt das weitere Vorgehen.

Artikel vom 14.03.2006