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Tulpe(n) blühen schon im März

Fabian van Olphen durfte am Samstagabend kein »Weichei« sein. Da ging's ganz schön zur Sache. Tulpe machte acht Tore!Foto: Wolfgang Sprentzel

Aufatmen am Wiehen: TuS N-Lübbecke ringt die HSG Nordhorn mit 38:34 nieder

Von Wolfgang Sprentzel
Lübbecke (WB). Nur noch wenige Tage bis Frühlingsanfang. Doch der Winter kam an diesem Wochenende noch eimal zurück. Nichts mit Beginn der Vegetationsphase. Und doch. Beim TuS N-Lübbecke, in der ersten Handball-Bundesliga, erblühte die erste Blume. Fabian »Tulpe« van Olphen bewies, dass eben schon im März Tulpen blühen können.

Denn zweifelsohne war es der Niederländer, der beim mit Sehnsucht erwarteten ersten doppelten Punkterfolg des TuS N-Lübbecke im Jahr 2006 eine entscheidende Rolle gespielt hatte. Mit ihm und seiner Durchschlagskraft im Zweikampfbereich ist der heimische Bundesligist wieder wesentlich gefährlicher geworden.
Trainer Jens Pfänder stellte denn auch nach dem 38:34 (16:17)-Erfolg gegen die HSG Nordhorn über seinen Rückraumspieler fest: »Ich habe schon während der Woche gemerkt, dass Fabian beim Training immer sicherer wurde. In den Wochen zuvor konnte ich bisweilen ein schmerzverzerrtes Gesicht bei ihm bei bestimmten Bewegungen feststellen. Das war seit Montag nicht mehr der Fall. Von daher war ich vorsichtig optimistisch, dass er uns würde helfen können. Und jetzt hat er die entscheidenden Akzente gesetzt.«
In der Tat zählte der Niederländer, der nach Magdeburg will, mit seinen insgesamt acht Treffern zu den Aktivposten des TuS.
Die selbe Torausbeute wies aber auch Dragan Sudzum vor, der sich von Trainer Pfänder zudem ein Sonderlob einheimste: »Dass Dragan im Angriff große Klasse besitzt, wissen wir nicht erst seit heute. Er ist eben ein international erfahrener Mann. Aber Dragan hat heute auch bewiesen, dass er ein sehr guter Abwehrspieler ist. Er hat doch Holger Glandorf sehr gut neutralisiert.«
Überhaupt die Abwehr. Diese stand in den ersten 30 Minuten noch nicht so besonders - Piotr Przybecki und Holger Glandorf kamen auf ihren Rückraum-Positionen zu vielen, viel zu einfachen Treffern - so dass es aussah, als könnten die Gäste am Wiehen Revanche für die Heimspiel-Niederlage nehmen. Immerhin hatten sie die schnelle 2:0 und 3:1-FFüh rung des TuS erst in ein 3:4 umgewandelt und dann sogar über 5:8 und 6:9 ein 12:15 herausgeworfen. Erst in den letzten drei Minuten gelang dem TuS die Resultatsverbesserung auf den 16:17-Pausenstand.
Im zweiten Durchgang fand sich die TuS-Deckung aber immer besser, kämpfte mit ungeheurer Agressivität, mit Herz, mit Leidenschaft. Die Folge: immer wieder wurde Nordhorn zu Fehlern im Angriff gezwungen. Ein Ball nach dem anderen landete in den Händen der TuS-Akteure. Gefundenes Fressen für die Konterspezialisten Sudzum und Hartmann. Aber auch für Daniel Kubes, der mit seiner Leistung andeutete, dass er seinem späteren Arbeitgeber (der Tscheche wechselt ja nach Nordhorn) viel Freude bereiten will.
Schon nach drei Minuten der zweiten Halbzeit hatte sich die Lage verändert, führte der TuS mit 19:17. Eine Führung, die er nur noch einmal beim Stande von 21:21 abgeben sollte.
Den Extra-Schlüssel zu diesem Erfolg freilich lieferten die Gäste selbst. HSG-Coach Ola Lindgren hatte zum Seitenwechsel die Torhüter getauscht. Für den ausgezeichnet haltenden Jesper Larsson kam Routinier Peter Gentzel zwischen die Pfosten.
Die Strategie erklärte Lindgren so: »Der Plan war einfach. Wir wollten kompakt in der Abwehr stehen, Gentzel sollte halten. Tempogegenstoß. Tor. So einfach!« Doch der Schuss ging nach hinten los. Gentzel packte fast nichts an - und der HSG-Coach sah sich veranlasst, den Torwarttausch nach der Auszeit in der 48. Minute rückgängig zu machen.
Zu spät. Da führte der TuS schon mit 29:25 und stellte die Weichen nach der Auszeit endgültig mit zwei weiteren Treffern zum 31:25 auf Sieg.
Lindgren versuchte zwar mit veränderter Deckung - erst Franzen als Indianer (51.), dann Franzen und Verjans (55.) und schließlich sogar mit drei vorgezogenen Spielern - die Kreise des TuS zu stören, doch die strotzten inzwischen nur so vor Selbstbewusstsein, ließen sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen, machten aus dem bedrohlich scheinenden 34:32 beim 37:32 den Sack endgültig zu.

Artikel vom 13.03.2006