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Der Super-Gau im Cineplex: Da gibt's kein »Happy End«

Verfilmung des Buchs »Die Wolke« hatte in Paderborn Vor-Premiere

Von Jens Twiehaus (Text und Foto)
Paderborn (WV). Ganze 154 Störfälle passierten im Jahre 2004 in deutschen Atomkraftwerken - doch niemand spricht darüber. Im Cineplex präsentierten die engagierten Jungschauspieler Paula Kalenberg und Franz Dinda nun ihre Verfilmung des Jugendbuches »Die Wolke«, der das ganze Ausmaß einer atomaren Katastrophe darstellt.

In Bad Hersfeld ist die Hölle los. Ein ganzer Landstrich wird evakuiert. Zwischenfall im Kernkraftwerk! Der Film beschreibt die Flucht von Hannah (Paula Kalenberg) und Elmar (Franz Dinda) in all seiner Brutalität, verzichtet aber auf blutrünstige Darstellungen. Das menschliche Elend wird dennoch deutlich. Nicht nur, weil Hannah und Elmar nach der Katastrophe unheilbar krank werden. Der Film lebt von der Angst vorm Super-Gau. Und tatsächlich ist es die schockierende Nähe zur Realität, die den Film zum Nervenkitzel macht. Ein »Happy End« wird es nicht geben. »Die Wolke« ist sicher kein Popcorn-Kino.
Auf ihrer Werbetour für den Film kamen die Hauptdarsteller auch ins Cineplex und zeigten sich als entschlossene Atom-Gegner. »Das ist bei mir aber erst nach den Dreharbeiten gekommen«, erzählt Paula Kalenberg. Ihm ginge es genau so, sagte Filmpartner Franz Dinda: »Die Öffentlichkeit wird darüber nicht informiert.« Mit ihrem Film wollen sie die Zuschauer zum Nachdenken bringen und auch ein bisschen vermitteln, dass ein »demokratisches Recht auf Information« bestehe. »Wir spüren aber scharfen Gegenwind. Fernsehsendungen, die sonst an solchen Filmen und an jungen Schauspielern interessiert sind, meiden uns«, berichtete Dinda. Obwohl es so viel Neues zu berichten gäbe. Beispiel Uranvorräte: Für vielleicht 40 Jahre reiche der atomare Brennstoff noch. »Warum machen wir uns da nicht mehr Gedanken über alternative Energien?«, fragte der 22-jährige Dinda Die erst 19-jährige Kalenberg forderte: »Wir sollten einen besorgten Blick in die Zukunft richten!«
»Erschreckt« kamen die 15-jährigen Schülerinnen Larissa Wittbecker und Christina Pongratz aus dem Kino: »Wir fühlen uns schlecht informiert.«

Artikel vom 13.03.2006