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Gerechtigkeit statt moderner Sklaverei

Vorbereitungsteam hatte zum traditionellen Frauentag mit Referat und Aktionen geladen

Versmold (GG). Mit interessanten Informationen über Frauen aus dem Ostblock, die in Deutschland zu Prostitution gezwungen werden, aber auch zwei Rückenschul-Einlagen mit Liesel Thomas von der TG Bockhorst und einer Darbietung einer Jazzdance-Gruppe von Claudia Nollmann vom SC Peckeloh wurde am vergangenen Samstag im Versmolder Altstadthotel der internationale Frauentag begangen.

Wenngleich die Veranstaltung diesmal mit knapp 60 Besucherinnen nicht ganz so stark besucht war wie in den Vorjahren, als mehr als 150 Frauen zusammenkamen, so tat das der harmonischen Stimmung im nett dekorierten Saal des Altstadthotels keinen Abbruch.
Zur Feier des internationalen Frauentages hatte die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Versmold, Ulrike Schmidt, eingeladen. Unterstützt wurde sie dabei von den Mitgliedern des Vorbereitungsteams Elke Kirchhoff von der SG Oesterweg, Ellen Kügler vom SC Peckeloh, Marianne Nübel von der katholischen Kirchengemeinde, Annerose Plück als Vertreterin der evangelischen Kirchengemeinde und Kirsten Potz, Öffentlichkeitsbeauftragte des evangelischen Kirchenkreises Halle.
Den Schwerpunkt des Frauentages bildete allerdings der Vortrag von Botschafterin Luise Metzler, Mitglied der Prozessbegleitgruppe und Mitbegründerin der Frauenberatungsstelle Nadeschda (Hoffnung), einer Anlaufstelle für Opfer von Menschenhandel in Herford. Sie berichtete über die Situation des Frauenhandels in NRW und der Arbeit der Beratungsstelle, die es sich zur Aufgabe gemacht, betroffenen Frauen zu helfen und zugleich über diese Verbrechen gegen die Menschenrechte zu informieren.
»Die Frauen werden in Bars und kleinen Wohnungen verschleppt und müssen sich da prostituieren«, so Luise Metzler. Diese Frauen kommen überwiegend aus den Ostblockstaaten. Manche wissen, dass sie der Prostitution nachgehen müssen. Manchen werde auch vorgegaukelt, dass sie eine Stelle als Kinderpflegerin oder ähnliches bekommen. Angeworben werden diese Frauen oft von Bekannten, zu denen schon ein leichtes Vertrauensverhältnis besteht. »Kaum sind die Frauen hier, werden sie in die Schuldenfalle getrieben und dann von Bordell zu Bordell weitergegeben. Da stehen richtige Mafiastrukturen dahinter«, erklärte Luise Metzler. Auch die bevorstehende Fußballweltmeisterschaft sei für die Schlepper ein guter Anlass, vermehrt Frauen nach Deutschland zu schleusen.
»Jährlich werden nach einer Schätzung des Bundesministeriums zwischen 120 000 und 500 000 Frauen aus Polen, der Ukraine, Tschechien, Litauen, Russland, Rumänien und Lettland in die westlichen EU-Länder geschleust«, erklärte Ulrike Schmidt, die auch auf die Symbole des Frauentages, das Brot und die Rose, verweist. »Das Brot steht für die Gleichstellung der Frauen in der Arbeitswelt. Damit ist das Recht auf Arbeit, eine gerechte Entlohnung, gleiche Bildung und Ausbildungschancen sowie menschengerechte Arbeitsbedingungen verknüpft. Die Rose steht für die Lebensbedingungen. Im Detail heißt das, die Möglichkeit Kinder zu haben und beruflich tätig zu sein, eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf, menschenwürdige Wohn- und Lebensbedingungen und gleiche Teilhabe von Männern und Frauen im Privatleben und bei der Kindererziehung und Toleranz«, erläutert die Gleichstellungsbeauftragte.

Artikel vom 14.03.2006