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Diabetesklinik hilft krankem Prinzen

Schneller Diagnose an der Georgstraße folgt Behandlung in Gütersloher Klinikum

Von Wolfgang Wotke
Bad Oeynhausen / Gütersloh (WB). »Ich bin einfach nur glücklich«, sagt Jürgen Prinz zu Hohenlohe, Baron von Quernheim mit strahlendem Gesicht. Dabei versucht der Bayer auch nicht, die kleinen Tränchen in seinen Augen zu verbergen. Seit mehr als zwei Wochen liegt seine Hoheit im Städtischen Klinikum Gütersloh. Sein besonder Dank gilt dem Herz- und Diabeteszentrum in Bad Oeynhausen, das ihn zuvor erfolgreich behandelt hat.

»Die haben die Basis gelegt«, sagte er zur Betreuung in der Klinik an der Georgstraße. Sein Dank gilt neben den Kurstädter Ärzten vor allem Dr. Bernd Ruhnke. »Es klingt wie ein Wunder, aber hier in Gütersloh hat man mir meinen Fuß gerettet.« Der leitende Oberarzt für Plastische- und Handchirurgie am Klinikum in Gütersloh habe ganze Arbeit geleistet. »Es war nicht ganz einfach, aber jetzt ist er im normalen Heilungsprozess. In einigen Wochen kann seine Durchlaucht wieder fast normal laufen«, sagte Dr. Ruhnke am Freitag dem WESTFALEN-BLATT. Doch für den Prinzen, der mit seiner Frau Beatrice, einer Juristin für Internationales Bankenrecht, auf der Balearen-Insel Mallorca lebt, ist der Gütersloher Mediziner ein Künstler: »Das war ein Meisterstück. Die spanischen Ärzte hatten mich längst aufgegeben.«
Im August passierte es: Jürgen Prinz zu Hohenlohe will seinen Schlüssel in seinem Wagen vom Boden des Beifahrersitzes aufheben, als eine Windböe die Autotür mit ungeheurer Wucht gegen seinen linken Knöchel schlägt. »Ich dachte, es ist nur eine Verstauchung. Dann schwoll plötzlich meine Achillessehne an und ich ging zu einem Arzt in Palma. Der gab mir eine Spitze. Danach ging es mir immer schlechter«, erinnert er sich. Die Entzündung sei zu einer offenen Wunde geworden. »Zwei Fachärzte in Spanien wollten mir den Fuß abnehmen. Das habe ich nicht hingenommen.«
Kurz vor Weihnachten sei er dann in das Herz- und Diabeteszentrum in Bad Oeynhausen gefahren: »Ich bin Diabetiker und der behandelnde Oberarzt Dr. Dirk Lammert hat sofort die Gefahr erkannt und mich später nach Gütersloh verwiesen.« Den spanischen Doktor, der damals die Erstversorgung vornahm, hat der 47-jährige Prinz inzwischen auf 500 000 Euro Schmerzensgeld verklagt. »Das war eindeutig Pfusch.«
Jedes Jahr verlieren 28 000 Diabetiker einen Fuß oder ein Bein. »Die Hälfte dieser Amputationen ist mit entsprechendem Aufwand vermeidbar«, erklärt Professor Dr. Dieter Tschöpe (56), Direktor des Diabeteszentrums. Man habe den Prinzen nach Gütersloh geschickt, weil Dr. Bernd Ruhnke schon einmal einen schweren Fall lösen konnte. Der Prinz: »Bad Oeynhausen und Gütersloh werde ich nie vergessen.«
Jürgen zu Hohenlohe hat schon einmal in seinem Leben eine bedrohliche Situation erlebt. »Ich habe dem Tod ins Auge blicken müssen.« Er erzählt vom 7. März 2001, als er 35 Kilometer vor Mallorca mit einer 166 Meter langen Motoryacht unterging und fast ertrunken wäre. Der Prinz: »Wir sind in einen fürchterlichen Sturm geraten. Das Schiff zerbrach in zwei Teile. Ich hatte nur meine Schwimmweste an. Erst nach 17 Stunden wurde ich gerettet.« Seitdem feiert er zweimal im Jahr Geburtstag.
An diesem Wochenende wird seine Hoheit aus dem Krankenhaus entlassen, dann freue er sich wieder auf sein Mallorca (»Meine Trauminsel«), auf seine Arbeit (»Ich betreibe einen Großhandel für Bauholz«) und auf die High-Society. »Ganz ehrlich: Ich kenne sie alle, von Woody Allen über König Juan Carlos bis hin zu Jürgen Drews.«

Artikel vom 11.03.2006