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Herforder Bescheidenheit:
»Es ist nun mal wie es ist«

Finanzprobleme holen Sport-Club immer wieder ein

Von Harald Schwabe
Herford (HK). »Wir haben erhebliche finanzielle Schwierigkeiten, die innerhalb kürzester Zeit, genauer gesagt bis Anfang Oktober beseitigt sein müssen, ansonsten ist die Existenz unserer Fußballabteilung (Anmerkung der Redaktion): der SCH spielte damals in der Oberliga) arg gefährdet«.

Mit diesen Worten eröffnete SC Herfords früherer stellvertretender Abteilungsleiter Heino Uekermann am 15. September 2000 im Beisein von Abteilungschef Egon König im »Ratskeller« eine kurzfristig einberufene Pressekonferenz. Zur Beseitigung des Problems hatte der Vorstand ein Sanierungskonzept erarbeitet, das vorsah, dass ein Großteil der fehlenden Finanzmittel durch private Zuwendungen gedeckt werden sollte. Aber auch die Mannschaft, der Trainer (Manfred Lonnemann) und die Betreuer mussten auf ca. 25 Prozent ihrer Gelder ab sofort verzichten. Darüber hinaus wurden in allen Bereichen - mit Ausnahme der Jugendabteilung - Einsparungen vorgenommen. Egon König appellierte an die Wirtschaft in der Region, für weitere Unterstützung zu sorgen. Die Selbstheilungskräften des Vereins reichten nicht aus, deshalb sollten alle Herforder Fußballfreunde den Verein aktiv unterstützen, sei es durch eine Mitgliedschaft oder aber zumindest durch den Besuch der Heimspiele.
22. April 2002: Wieder steht der SC Herford vor einer ungewissen Zukunft, an deren Ende die Verbandsliga-Mannschaft ohne Spieler dastehen könnte. Damit diese Vision nicht zum Tragen kommt, richtet der Vorstand einen Appell an die Öffentlichkeit und an private Sponsoren, die positiven Ansätze im Herforder Fußball nicht verkümmern zu lassen. Unterstützt wird dieser Appell auch vom damaligen Bürgermeister Thomas Gabriel, der spontan die Mitgliedschaft des Fußballabteilung erwirbt. Abteilungsleiter Prof. Dr. Gerhard Klippstein spricht von nicht gezahlten Sponsorengeldern, die fest zugesagt waren, von Sponsorenkündigungen auf Grund der aktuellen schlechten Wirtschaftslage und von nicht vorhersehbaren Altlasten aus Zeiten des Oberliga-Aufstiegs. Man sehe sich nicht mehr in der Lage, das Finanzloch zu decken. Der Verein funkt wieder einmal SOS und die Botschaft, die Klippstein verkündet, lautet: »Helfen Sie dem Verein in dieser schwierigen Lage«.
Seitdem zieht sich die Finanzkrise wie ein roter Faden durch die Fußballabteilung des Sport-Club Herford, ein einsamer Kampf gegen die Windmühlen der ökonomischen Logik. Die Namen der Verantwortlichen sind austauschbar, die Probleme aber die gleichen. Die Mannschaft verzichtet wieder einmal auf 50 Prozent der zugesagten Gelder, damit der Verein eine Planungssicherheit für die Saison 2002/2003 hat.
Aber auch in den nachfolgenden Jahren, selbst nach dem Abstieg aus der Verbandsliga, werden die Sorgen des Sport-Clubs selbst in der Landesliga nicht kleiner.
9. März 2006: Der schleichende Niedergang der SC-Fußballer hat sich fortgesetzt, verbessert hat sich die Situation trotz eines zurückgefahrenen Etats und des Einsatzes von überwiegend Nachwuchsspielern nicht. Selbst so einem renommierten Mann wie dem ehemaligen Bürgermeister Prof. Dr. Gerhard Klippstein ist es nicht gelungen, in seiner vierjährigen Amtszeit trotz guter Verbindungen zur Wirtschaft die Herforder Unternehmen mit einem durchdachten Konzept für höherklassigen Fußball zu begeistern. Das Gegenteil ist eingetreten. Die Krise hat sich sogar noch weiter verschärft. »Die Ware Fußball lässt sich in der Werrestadt nicht erst seit heute schlecht verkaufen«, argumentierte Herfords Abteilungsleiter Gerhard Klippstein und gebrauchte immer wieder den lapidaren Satz: »Es ist nun mal wie es ist«.
Die derzeitige Mannschaft kann einem Leid tun. Ohnehin sind die finanziellen Zuwendungen schon auf unterstem Landesliga-Niveau angesiedelt. Da zuletzt seitens des Vereins überhaupt kein Geld gezahlt wurde, die Benzinkosten für die Fahrten zum Training und zum Spiel (viermal pro Woche) aber da waren, ging die Mannschaft in der letzten Woche auf die Barrikaden. Mit dem Trainingsstreik und der Aussprache am Wochenende erreichte die Entwicklung dann ihren Höhepunkt.
Fakt ist, dass die 1. Mannschaft die Saison in der Landesliga ordentlich zu Ende spielen will. Am Freitag Abend wurde zwar nicht über eine Fortsetzung der Saison abgestimmt, aber jeder Akteur konnte seine Argumente vortragen. Mit den Stammspielern, Torwart Marc Erfkamp und Mittelfeldakteur Welf Niedermeier, die zur neuen Saison Ex-Trainer Olaf Sieweke mitgebracht hatte, beenden definitiv zwei Spieler ihr Engagement in Herford und lösen die Veträge auf.
Trainer Peter Kuckelkorn legte mit dem Restaufgebot am Sonntag im Stadtwald eine Laufeinheit ein und hofft, dass er mit dem vorhandenen »Material« den Klassenerhalt schafft. Stefan Tillmann ist nach Erkampfs Abschied nun Torwart Nummer eins. Fabian und Jan Schnelle sind auf dem Weg der Genesung und stehen wohl in zwei Wochen wieder zur Verfügung. Peter Kuckelkorn, der nach der Saison nicht weiter in Herford Trainer bleiben wird, hofft für das Team auf ein gutes Ende: »In der Meisterschaft und im Pokal zählen nur jetzt noch Taten. Es ist nun mal wie es ist«.

Artikel vom 13.03.2006