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JSG-Youngster sehen's wie Mudrow

Anschauungsunterricht für Nachwuchs - Klasse-Keeper und Kämpfer Kehrmann beeindrucken


Halle (WB). Rückhandanspiel von Volker Zerbe zu Florian Kehrmann, aber der Ball springt vom Innenpfosten ins Feld zurück. Auch bei den Profis klappt eben nicht immer alles. Trotzdem sind Oliver Noske, Silvan Tarner und Patrick Klack vom Duell TBV Lemgo gegen VfL Gummersbach begeistert. Anderthalb Stunden zuvor haben die C-Jugend-Handballer noch selbst im Dress der JSG Halle/Hörste auf der hellblauen Spielfläche um Bezirksliga-Punkte gekämpft, jetzt verfolgen sie von der Galerie des Gerry Weber Stadions den Bundesliga-Hit als Zuschauer.
»Klar, von den Stars versucht man sich für das eigene Spiel schon einiges abzuschauen«, sagen die drei, als Lemgos knapper 28:26-Sieg fest steht. Sie waren selbst schon in der Lemgoer Lipperlandhalle ganz nah dran am Geschehen (»Da ist die Stimmung noch besser«), haben mit ihren Teamkollegen im Oktober die Supercupspiele in Halle live verfolgt und wollen natürlich bei den WM-Partien 2007 ebenfalls im Stadion sein.
Super Anschauungsunterricht und ein tolles sportliches Spektakel - aber Illusionen haben die drei talentierten Nachwuchshandballer nicht: »Selbst 'mal da unten um Bundesligapunkte zu spielen, das ist wohl utopisch«, gibt das Trio zu, beeindruckt von der immensen Schnelligkeit, der Athletik der Profis. Und von der Klasse-Partie der beiden Torhüter: »Lichtlein und Ege waren die herausragenden Spieler.« Lemgos Keeper, Mittwoch bei der Niederlage in Magdeburg noch im Schatten von SC-Torhüter Johannes Bitter, entschärft 18 Würfe, macht dabei etliche hundertprozentige Chancen zunichte. Für den Norweger beim VfL Gummersbach werden sogar 21 Paraden gezählt.
Die Einschätzung von Oliver, Silvan und Patrick deckt sich genau mit der des Lemgoer Trainers. Die drei Fans nennen Florian Kehrmann als besten Feldspieler - trotz etlicher Fehlversuche. Auch Volker Mudrow lobt neben Lichtlein seinen Rechtsaußen über den grünen Klee: »Er hat die EM in den Knochen, spielt auch danach fast jedes Mal 60 Minuten durch, ackert und kämpft, ohne jemals nachzulassen. Einfach super!«
Mudrow ist erleichtert, dass diesmal in den entscheidenden Situationen das Quäntchen Glück und ein überragender Torwart mitgeholfen haben - beides besaß in Magdeburg noch der Gegner. Kollege Velimir Kljaic hingegen ist stocksauer auf die Gumersbacher Mannschaft und nimmt kein Blatt vor den Mund: »Wenn Steinar Ege nicht so gut hält, verlierst du so ein Spiel mit zehn Toren Unterschied.« Der Kroate, einer der erfolgreichsten Trainer der Welt, redet sich in Rage: »Wir haben in der zweiten Halbzeit keinen richtigen Gegenstoß zustande gebracht, sind nach vorne gelaufen wie die Parkettwischer. Und in der Abwehr wollten wir nach der Deckungs-Umstellung mehr Würfe blocken - aber meine Leute sind gesprungen wie die Häschen.« Das Kaninchen gegen die Schlange - die Neuauflage des Duells gibt's am 25. März in der Gumersbacher Eugen-Haas-Halle beim ersten EHF-Pokal-Halbfinale zwischen beiden Teams.
Und die Sportfans im Altkreis dürfen sich bald wohl auch auf Basketball der Extraklasse im Gerry Weber Stadion freuen: Die Gespräche mit Zweitliga-Spitzenreiter Schröno Baskets Paderborn zielen darauf hin, dass nach dem bevor stehenden Aufstieg kommende Saison drei Erstliga-Topspiele in Halle stattfinden sollen.

Artikel vom 13.03.2006