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Mit rotem Faden von
der Göttin zur Gattin

Lioba Albus stellt Kabarett-Programm in der Druckerei vor

Von Jana Winde (Text und Foto)
Bad Oeynhausen (WB). Mal als alte, knauserige Frau Mia, dann als freche junge Frau Lioba. Sie wechselte ihre Rolle gekonnt, schlüpfte nicht nur in andere Kostüme, sondern bediente sich anderer sprachlicher Mittel. Mit schwarzem Rock und Goldbluse, verziert mit einer roten Blume sowie einer grauen Lockenperücke, erschien sie auf der Bühne und legte gleich zündend los. Die Kabarettistin Lioba Albus zeigte am Samstag in der Druckerei ihr Programm »Von der Göttin zur Gattin«, was die Differenzen zwischen Mann und Frau auf den Punkt bringt.

Wie sollte sie also auch anders beginnen als mit der Schöpfungsgeschichte, jedoch in abgewandelter Form. Denn »früher war doch alles besser«, jammerte die alte Dame. »Die Leute sind gestorben, bevor sie teuer wurden.« Nachdem Eva und ihre Mädels aus dem Paradies geworfen worden seien, »weil sie einfach nicht zufrieden zu stellen waren«, habe Gott sie gemeinsam mit den Männern auf den Planeten Erde gesetzt, »der ihnen als Übungsplatz dienen sollte.« Im gleichen Moment seien die Frauen somit auch von der Göttin zur Gattin geworden. Die Bühnenfigur der alten Frau Mia kennt dieses Problem selbst nur zu gut: »Ich kann froh sein, dass ich heute Abend Ausgang bekommen habe«, plauderte sie munter aus dem Nähkästchen. Sofort fügte sie jedoch hinzu: »Obwohl ich mir eigentlich nicht sicher bin, ob er überhaupt merken würde, wenn ich weg wäre.« Und damit traf sie voll ins Schwarze, oder vielleicht doch besser ins Rote, wechselte sie doch ihr Erscheinungsbild nun von der goldenen Bluse zum roten Oberteil und zum Vorschein kam die »echte« Lioba Albus.
Der rote Faden ihres Programms war also ebenfalls gespannt. Es ging um die zwischenmenschlichen Probleme zwischen Männlein und Weiblein, nicht ohne zwischendurch gekonnte Bemerkungen zu aktuellen Themen einzuwerfen, wie beim Niesen eines Besuchers: »Jaja, das sind die Vogelgrippen-Anfänge!« Aber irgendwie sei doch erst alles mit der neuen Regierung so bergab gegangen. Der Kälteeinbruch sowie die Geflügelpest, wie sie die Vogelgrippe nannte, würden schon zum Nachdenken anregen. »Will uns der Kosmos da auf etwas aufmerksam machen?« Fragen über Fragen, die natürlich nicht beantwortet, aber kräftig belacht wurden.
Das Publikum im vollbesetzten Saal amüsierte sich immer mehr, je tiefer Lioba Albus in der Wühlkiste der Gefühle der polarisierenden Geschlechter kramte. Denn nicht nur die Männer mussten im Rahmen der Veranstaltung zum internationalen Frauentag unter ihrer Schlagfertigkeit leiden, auch das so genannte »zarte Geschlecht« blieb nicht verschont. Doch eigentlich gibt es eine ganz einfache Lösung für den altbekannten Konflikt: »Wenn Frauen und Männer nicht miteinander reden würden, gäbe es auch keine Probleme.« Aber wieso gebe es dann den Göttergatten, aber nicht die Göttergattin? Genau das wollte Lioba Albus ändern, denn schließlich sei sie die Auserwählte, die von Gott Beauftragte, das Wesen der Streitschlichtung. Mit Geschichten, die aus dem Leben gegriffen sind, wie dass Frauen immer nur in Grüppchen auf die Toilette gehen, Bezügen zur ach so unausstehlichen Jugend, die sich auf das Sofa setzt und per SMS ihre Beziehung beendet oder ihr neustes Projekt »Rent a child for lonely hours« lag Lioba Albus goldrichtig. Sie traf nicht nur den Nerv der Zeit, sondern nahm auch alltägliche Auseinandersetzungen, die jeder kennt, genauer unter die Lupe und tröpfelte ein wenig Ironie dazu. Das perfekte Rezept für einen erfolgreichen Kabarettabend, das ein besonderes Bonbon zum Abschluss der Frauenwoche in der Druckerei ergab.

Artikel vom 13.03.2006