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»Es ist viel mehr möglich«

Ute Schäfer spricht über das geplante Schulgesetz


Verl (köh). Bevor sie am Samstagabend etwa 30 Gästen im Hotel Altdeutsche klar machte, wo es in der Bildungspolitik wirklich lang gehe, musste Ute Schäfer erstmal den Weg nach Verl finden. Per Handy lotste SPD-Ortsverbandschef Dr. Adolf Großmann die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD in Düsseldorf und ehemalige Ministerin und zum Vortragsort - denn sie hatte sich in Sende verfahren. Die 20-minütige Verspätung holte die Fachfrau in Sachen Schule in einem Schnellvortrag wieder heraus und erntete für ihre sehr kämpferischen Ausführungen viel Beifall.
Im Zentrum stand die Kritik an der neuen Landesregierung und das geplante neue Schulgesetz, das »mit dem die Regierung ihr Vertrauen verspielt« habe, meinte die gebürtige Lagenserin. »Alle sind verärgert: Bürgermeister, Eltern und Philologenverband.« Der Eingriff in die naturwissenschaftlichen Fächer (»ohne auf die Wissenschaftler zu hören«), die Aufhebung der Schulbezirke für die Grundschulen (»da kommt eine Klagewelle auf die Kommunen zu«), der Prognoseunterricht vor dem Wechsel zu weiterführenden Schulen (»Abitur für Grundschüler«), die Verkürzung der Schulzeit bis zum Abi auf zwölf Jahre (»damit wird das Gymnasium quasi für Wechsler dicht gemacht«) oder die Wahl der Schulleiter auf acht Jahre durch die Schulkonferenz (»das wirkt sich nicht positiv aus«) stießen bei ihr auf wenig Verständnis. Außerdem würden mit dem neuen Schulgesetz Dinge geregelt, die gar nicht in das Schulgesetz gehörten.
Sie mahnte an, sich den wirklichen Problemen zu stellen: »Vier bis fünf Prozent der Kinder gehen in eine Förderschule. Das gibt es in keinem anderen Land.« Außerdem müsse man sich Gedanken über die grundsätzliche Förderung von Schülern machen. Schäfer: Eine Langzeituntersuchung von Schülern mit gleichem Intelligenzstand habe große Unterschiede bei den Lernzuwächsen gezeigt. Für Hauptschüler und Realschüler gelte: »Es ist viel mehr möglich als vermutet.«

Artikel vom 13.03.2006