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Von Ulrich Hohenhoff

Bielefelder
Südlicht

Politikverdrossenheit


Nichts wird mehr so sein, wie es einmal war. Die oft beschworene und praktizierte parteiübergreifende Gemeinsamkeit in der Bezirksvertretung Brackwede, wenn es um die Interessen des Stadtbezirks ging, ist (vorerst) futsch. Zu tief sitzen auch die menschlichen Verletzungen, die mit der teils heftig, teils emotional und teils sehr persönlich geführten Diskussion um die umstrittene Informationsvorlage der Bielefelder Stadtverwaltung einhergingen.
Da mag mancher neidvoll auf die benachbarten Bezirksvertretungen Sennestadt und Senne schauen, in denen dem Zentralisierungskonzept (fast) kompromisslos eine Abfuhr erteilt wurde. Doch es hilft alles nichts: Die Unterlegenen in Brackwede werden mit dem Abstimmungsergebnis - so knapp es auch war und egal, wie es zustande gekommen sein mag - leben müssen. Ein legitimer, demokratischer Vorgang eben. So schmerzlich der Misserfolg aus der Sicht der Politiker, die für »ihr« Brackweder Bezirksamt gekämpft haben, sein mag. Verständlich der Zorn derer, die im Vorfeld um Zustimmung für ihre Position warben und sich dieser auch sicher glaubten, bis sie in der Abstimmung maßlos enttäuscht wurden. Die Suche nach »Schuldigen«, auch wenn sich diese schnell ausmachen lassen, bringt im Nachhinein nichts.
Ob diejenigen, die angesichts ihres denkbar knappen »Sieges« frohlocken, sich nicht letztlich doch einen Bärendienst erwiesen haben, wird sich noch herausstellen. Dann nämlich, wenn die nicht zustimmungspflichtige Verwaltungsvorlage tatsächlich gegen den eindeutig und eindrucksvoll formulierten Bürgerwillen in Kraft gesetzt wird und es vor Ort tatsächlich keine Ansprechpartner mehr gibt. Viel Porzellan ist bei der Auseinandersetzung um die Zentralisierung zerschlagen worden, innerhalb der Bezirksvertretung und innerhalb der Parteien, vor allem aber bei engagierten Bürgern.
Was noch schlimmer ist: Die oft zitierte Politikverdrossenheit hat durch die Art und Weise der manchmal unter der Gürtellinie geführten Auseinandersetzung neuen Nährboden gefunden. Die Beteiligten wären gut beraten, nicht lange Wunden zu lecken, sondern schnellstens zu bewährter Einigkeit zurückzufinden. Im Interesse der Glaubwürdigkeit von (Kommunal-) Politik, vor allem aber zum Wohle ihres gebeutelten Stadtbezirks!

Artikel vom 11.03.2006