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Lammfromm und sehr durstig

Familie Wandke päppelt ein kleines Waisen-Lamm bei sich zu Hause auf

Von Birte Penshorn (Text)
und Oliver Schwabe (Foto)
Vlotho (VZ). Gerade einmal zwei Wochen alt und doch schon mächtig Appetit: Im Hause Wandke hat es Zuwachs gegeben. Toffy heißt der kleine Wonneproppen, ist quietschfidel, trinkt zwei Liter Milch am Tag und ist - ein Lamm. Seit einer Woche stellt das Tier bereits den Familienalltag auf den Kopf.

»Ein Bekannter meines Mannes hat einen Bauernhof in Niedersachsen, auf dem er auch Schafe hält. Toffy ist dort geboren worden, doch schon kurz darauf verstarb die Mutter. Er hat uns darum gebeten, dass wir uns um das Tier kümmern und es aufpäppeln, da er keine Zeit dazu hat«, erinnert sich Iris Wandke. Ihre Tochter Alina und ihr Mann Michael waren sofort von der Idee begeistert. »Ich wollte allerdings erst einmal darüber schlafen. Doch meine Tochter hat so lange gequengelt und gebettelt, bis sie mich überzeugt hatte.«
Seit der Fahrt vor einer Woche in Richtung Raddestorf in der Nähe von Nienburg weicht das kleine Lamm Alina nicht mehr von der Seite: »Es hat mich sofort als seine Mutter akzeptiert. Kaum verlasse ich das Zimmer, in dem es im Moment untergebracht ist, fängt es an zu blöken. Ich kann auch ohne Leine mit ihm nach draußen gehen, da Toffy sowieso immer hinter mir her läuft und ich keine Angst haben muss, dass ihm etwas passiert.«
Sein Quartier hat das Lamm vormittags im Keller des Hauses, doch sobald Alina von der Schule nach Hause kommt, geht es raus in den Garten. Dort soll es bald auch wohnen. »Wir haben ein kleines Gartenhaus, allerdings müssen wir dieses erst noch tiergerecht umbauen, damit Toffy darin wohnen kann«, erzählt Iris Wandke. Einen kleinen Hütehund hat das Lamm auch schon: Charly, der Hund der Familie, spielt gerne mit ihr, auch wenn das wollige Tier ihn bereits um Haupteslänge überragt.
Sieben Mal am Tag, etwa alle drei Stunden, bekommt Toffy das Fläschchen. Die erste Flasche gegen sechs Uhr morgens, die letzte etwa um elf Uhr abends. Insgesamt zwei Liter Milch rührt Iris Wandke jeden Tag an, denn das Lamm braucht spezielles Futter, sogenanntes »Lämmer-Aufzucht-Pulver«. »Richtige Schafsmilch ist extrem fetthaltig, genau wie das Getränk, das aus dem Pulver angerührt wird«, weiß die Frau des Hauses. In einer Woche braucht Toffy dann immer seltener ihr Fläschchen. Denn im Alter von drei Wochen beginnen Lämmer, langsam Heu zu fressen.
Und in vier Wochen heißt es für Toffy: zurück auf die Wiese. Denn dann ist es alt genug, um wieder an seinen Geburtstort zu können. »Ein bißchen traurig bin ich dann schon, aber andererseits weiß ich, dass ich etwas Gutes geleistet und dem Schaf das Leben gerettet habe. Und das macht mich auch glücklich«, meint Alina.
Vor dem bevorstehenden Osterfest braucht Toffy übrigens keine Angst zu haben. Auf ihrer heimischen Weide, auf der sie zusammen mit zwei Böcken steht, wird sie ausschließlich als Rasenmäher benötigt.

Artikel vom 11.03.2006