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Familienleben in Senioren-WG

Sechs pflegebedürftige Frauen fühlen sich an Haller Straße 10 zu Hause

Werther (dh). Am Anfang war es schon etwas verwirrend: die Unruhen des Umzugs, die neue Umgebung und nicht zuletzt die Angst, noch einmal abgeschoben zu werden. Doch inzwischen haben sich die Seniorinnen in ihrer neuen Wohngemeinschaft eingelebt. An der Haller Straße 10 hat die Gruppe, die bisher an der Ravensberger Straße gewohnt hat, ein neues Zuhause gefunden.

Im Dezember sind die sechs pflegebedürftigen Frauen in das alte Holz-Speckmann-Wohnhaus (über 300 Quadratmeter) eingezogen. Hier hat jede Bewohnerin ihr eigenes Zimmer individuell gestaltet, kann in Küche und Wohnzimmer die familienähnliche Gemeinschaft genießen.
Betreut werden die 80- bis 87-Jährigen rund um die Uhr. Eine Krankenschwester, eine Altenpflegerin, eine Sozialarbeiterin (die auch examinierte Krankenschwester ist) und ein Sozialpädagoge pflegen die Seniorinnen, sorgen für die medizinische und psychosoziale Betreuung, organisieren den Haushalt und sorgen für zwischenmenschlichen Kontakt. Unterstützt werden sie von zwei Abolventen des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJler) sowie sieben nebenamtlich Beschäftigten.
»Das Haus ist optimal für uns«, lobt Sozialpädagoge Michael Hielscher, der das WG-Team gemeinsam mit Mechthild Rode leitet. Das Haus der Familie Brinkkötter sei bereits mit einem Fahrstuhl ausgestattet gewesen, die Bäder habe der Vermieter behindertengerecht gestaltet. »Und es hat einen Garten«, spricht Michael Hielscher den Seniorinnen aus dem Herzen. »Das hat uns an der Ravensberger Straße immer gefehlt.«
Die Frauen im Kleinst-Altenheim sind fast alle schwer pflegebedürftig und leiden unter gerontopsychischen Veränderungen (beispielsweise Alzheimer). Und auch wenn keine von ihnen ganz allein zurechtkommt, packt jede dort mit an, wo sie es kann. Da wird Wäsche zusammengelegt, da werden Kartoffeln geschält oder man geht mit dem Zivildienstleistenden einkaufen. Und wenn es nur ein Lächeln ist, wenn der Duft des Mittagessens durch das Haus zieht. . .
»Oberstes Ziel ist es, die Selbständigkeit der Bewohnerinnen möglichst lange zu erhalten, zu fördern und den Frauen ihre Individualität zu lassen«, betont Hielscher. Und gerade das sei der Vorteil der Senioren-WG gegenüber zum Altenheim.

Artikel vom 11.03.2006