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Missionar in
Sachen Sonne

Dr. Franz Alt zu Gast in Steinhagen

Steinhagen (fn). »Wir verbrennen heute die Zukunft unserer Kinder.« Dr. Franz Alt wählt gerne drastische Bilder, wenn es um das Thema Energie geht. Der 67-jährige Journalist ist zutiefst davon überzeugt, dass an der Frage, ob unsere Generation den Absprung von Öl-, Gas- und Atomenergie schafft, der Fortbestand unserer Zivilisation hängt: ein Missionar in Sachen Sonnenenergie.

In Steinhagen zog der vielfach ausgezeichnete Journalist und Buchautor bereits vor zwei Jahren ein großes Publikum in seinen Bann. Und auch am Freitagabend waren es wieder mehr als 200 Gäste, die der Einladung von Veranstalter Andreas Werner von Werner Energietechnik gefolgt waren und einem lebendig referierenden Franz Alt über zwei Stunden hinweg aufmerksam zuhörten.
Die Botschaft war eindeutig: »Wir werden von dieser Erde verschwinden, wenn wir nicht lernen, anders mit den Ressourcen umzugehen.« Bis 2050 müsse die Wende hin zu erneuerbaren Energien vollzogen sein, die fossilen Brennstoffe gingen rapide zuende, zumal Schwellenländer wie China und Indien ein größeres Stück vom Energie-Kuchen abbeißen wollten.
Jetzt bereits werden Kriege vor allem um Ressourcen geführt, sagte Alt. Was werde erst passieren, wenn sich vermutlich in schon sechs Jahren der Ölpreis vervierfacht habe? Dazu kämen die Folgen des Klimawandels durch die im 20. Jahrhundert drastisch angestiegenen CO 2-Emissionen: Temperaturanstieg, Wind-, Überschwemmungs und Dürrekatastrophen.
Den »Fluchtweg aus dem Treibhaus« weise die Sonnenenergie. »Es gibt kein Energieproblem, es gibt nur falsches Energieverhalten. Wir haben noch ein Brett vor der Sonne«, formulierte es Franz Alt. Denn Sonne, Biomasse, Wind, Wasser oder Erdwärme hielten mehr als ausreichend Energie für ein Vielfaches der heutigen Erdbevölkerung bereit. »Es geht nicht um Verzicht und Askese, sondern um ein bisschen mehr Intelligenz«, sagte Alt und machte den Anwesenden Mut, in Solartechnik zu investieren. Denn - und das war auch seine Botschaft - mit »Öko« lasse sich durchaus Geld verdienen, das Fördergesetz zur Einspeisung erneuerbaren Energien mache es möglich.
Alt zeigte den Steinhagenern -Ê»in Bielefeld gibt es höchstens ein Prozent Dächer mit Solaranlagen« -ÊBeipsiele für Plus-Energiehäuser: Privat- und Geschäftshäuser, die mehr Energie erzeugen, als ihre Bewohner verbrauchen können. Schwer geißelte Alt die deutsche Automobil-Industrie, die zwar innovative, sparsame Techniken entwickelt, aber nicht zur Serienreife gebracht habe. Da seien die Japaner wesentlich cleverer.
Wenn Deutschland jetzt auf den Zug erneuerbarer Energien aufspringe, dann sei 2050 nicht nur die Energiewende geschafft, dann sei auch die Arbeitslosigkeit in den Griff zu kriegen, prognostizierte Franz Alt. Denn dieser große Zukunftsmarkt sei ein Job-Motor, zwei Millionen neue Arbeitsplätze seien realistisch. Mit der Vision einer »friedlichen Welt ohne Ressourcenkriege« verabschiedete sich Dr. Franz Alt -Ênicht ohne dem glücklichen Gewinner des verlosten Solar-Flachkollektors zu gratulieren: Helmut Strakeljahn aus Steinhagen.

Artikel vom 14.03.2006