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Die Schattenseiten
des menschlichen Seins

Besonderer Nachmittag mit Ophelias Schattentheater

Von Jörn Petring (Text und Fotos)
Hiddenhausen-Lippinghausen (HK). Einen Theaterabend der etwas anderen Art erlebten Besucher der Olof- Palme - Gesamtschule in Lippinghausen am Samstagnachmittag. Mit »Ophelias Schattentheater« gelang Musikpädagogin Irmgard Buchholz dort der Spagat zwischen Volksmärchen und Experimentaltheater.

»In einer kleinen alten Stadt lebte ein kleines altes Fräulein mit Namen Ophelia. Dort gab es auch ein hübsches Theater«, beginnt die von Michael Ende geschriebene Geschichte. Schnell wird klar, Ophelia, gespielt von Ingrid Stenzel, ist keine gewöhnliche Dame. Als in ihrem geliebten Theater der letzte Vorhang fällt, die Schließung droht, trauert die Souffleuse ein letztes Mal in ihrem »Flüsterkasten«, als plötzlich Ungewöhnliches geschieht. Verlassene Schattenwesen nehmen Kontakt zur sichtlich verwirrten Dame auf. Ophelia, gesegnet mit einem großen Herz, entschließt sich, alle verlassenen Seelen in sich aufzunehmen.
»Ophelias Schattentheater« spielte sich - für den einen oder anderen Zuschauer sicherlich ungewohnt - größtenteils im zweidimensionalen Raum ab. So stellten sich Ophelias Wegbegleiter nicht nur als abstrahierte Schatten dar, sondern reale dunkle Flecken, die an ein weißes Bühnentuch projiziert wurden. Auch von Ophelia selbst waren in der abgedunkelten Aula nur die Facetten zu erkennen. Die Schattenseiten des menschlichen Seins standen im Mittelpunkt. Schattenseiten, die nicht in letzter Konsequenz negativ besetzt sein müssen.
Gemeinsam mit ihren neuen Weggefährten fasste Ophelia den Beschluss, ihr lieb gewonnenes Theater zu retten, es in ein »Schattentheater« zu verwandeln.
»Das Schattentheater ist ein ungewohntes Medium, von dessen besonderen Bedingungen sich alle Mitwirkenden im Laufe der gemeinsamen Arbeit immer mehr faszinieren ließen«, erklärte Irmgard Buchholz im Vorfeld. In der Tat: Ansprechend inszeniert, verdeutlichten die Lichtprojektionen auf weißes Tuch die Ungreifbarkeit eines Schattens.
Die größte Herausforderung des Schattentheaters, mit zweidimensionaler Mimik die gesamte Gefühlswelt der schemenhaften Figuren zu verdeutlichen, meisterte die Theaterspielgruppe um Irmgard Buchholz mit Bravour. Auch die professionell vorgetragene Musikbegleitung des Flötenkreises Alswede leistet schließlich ihren Beitrag zu einem Theaternachmittag, der große Teile des Publikums begeisterte.

Artikel vom 13.03.2006