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Streit um den Ausbau der B 1

Anliegerin will vor Gericht ziehen: notfalls bis zur Zwangsenteignung

Von Jens Twiehaus
Kreis Paderborn/Wewer (WV). Wird ein weiteres Großprojekt in Paderborn ein Fall für die Gerichte? Gegen den Ausbau der Bundesstraße 1 zwischen Wewer und Salzkotten formiert sich erstmals Widerstand. Grundbesitzerin Isa Freifrau von Elverfeldt will gegen die Pläne kämpfen - notfalls bis zur Zwangsenteignung.

Der Hintergrund: Im Verkehrswegeplan des Bundes hat der Ausbau der Bundesstraße 1 »vordringlichen Bedarf«. Deshalb hat das Straßen- und Brückenbauamt mittlerweile einen festen Entwurf für eine Baumaßnahme geschaffen. Aktuell läuft das Planfeststellungsverfahren für das zehn Millionen Euro teure Projekt, dessen Bauzeit unter »laufendem Verkehr« drei Jahre betragen wird. Die Pläne liegen zur öffentlichen Einsicht im Amt bereit und Einwände aus der Bevölkerung werden entgegen genommen. Baubeginn wird im günstigsten Falle im Jahr 2008 sein.
Konkret geplant sind eine Sanierung und Verbreiterung der bestehenden Straße und die bauliche Trennung durch eine »Betongleitwand«. Im Bereich Gut Warthe und der Kreuzung mit dem Delbrücker Weg soll die Bundesstraße tiefer gelegt werden, so dass die Kreuzung durch eine Brücke ersetzt werden kann. Ein Weg in Höhe »Kluswiesen« soll ebenfalls mit einer Brücke über die Fahrbahn geführt werden. Langfristig wird auch die Kreuzung B 1/Flughafenzubringer aus Richtung Salzkotten durch ein Brückenbauwerk ersetzt.
Donnerstagabend informierte der stellvertretende Straßenbauamtsleiter Heinz-Jürgen Gensicke Interessierte im Bürgerhaus Wewer - und zog sich schnell den Unmut vieler Anwesender zu. Die Behauptung, dem Lärmschutz werde durch Tieferlegung Rechnung getragen, wollte Christa Wiegers nicht so einfach gelten lassen: »Mit dieser Bauweise steigt der Lärm hoch und fällt direkt herunter auf die Baugebiete in Wewer«, sagte Wiegers. Dem widersprach der Weweraner Bernhard Hartmann: »Gerade durch die Beseitigung der Kreuzungen wird der Lärm der an- und abbremsenden Autos vermieden.«
Um ihr Haus und das umliegende Grundstück sorgt sich Isa Freifrau von Elverfeldt. Sie befasse sich seit zwei Jahren mit der Baumaßnahme, sagte die Besitzerin von Gut Warthe und den umliegenden Ländereien. Nun beschäftigt sie eine Anwältin und hat einen vereidigtes Gutachten erstellen lassen. »Im Gutachten wird deutlich, dass der Plan so nicht umgesetzt werden kann«, sagte von Elverfeldt.
Risse im denkmalgeschützten Gutshaus seien zu befürchten, der Untergrund sei viel zu weich und der Grundwasserspiegel zu hoch. »Irgendwann wird aus dieser Böschung mal ein Wasserstrahl heraus schießen«, befürchtet sie. Der Streit mit Gensicke vom Straßenbauamt werde immer persönlicher, sagte von Elverfeldt. »Ich habe heute Probleme, mit ihm in einem Raum zu sein«.
Doch ihre Kritik wird noch härter: Gensicke habe bewusst Daten zum Grundwasser unter Verschluss gehalten. »Auch den Gremien hat er nicht die Wahrheit gesagt«, ist sich die Gutsbesitzerin sicher - und zeigt sich entschlossen: »Dieser Fall wird vor Gericht gehen und ich werde kämpfen - wenn es sein muss bis zur Enteignung.«

Artikel vom 11.03.2006