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»Hartz-Gesetze zu
Lasten der Frauen«

DGB befürchtet mehr Chancenungleichheit

Kreis Lippe (SZ). Die DGB-Frauen befürchten durch die Hartz-Gesetze eine Erhöhung der Chancenungleichheit in Lippe. DGB-Regionsvorsitzende Astrid Bartols und DGB-Organisationssekretärin Nicole Wauters geben zu bedenken: »Betroffen von der Gesetzgebung sind in Lippe 9339 Frauen, die noch größerer Chancenungleichheit ausgesetzt sind, als dies ohnehin schon der Fall ist.«

Eigentlich solle die Arbeitsmarktpolitik zu einer Gleichstellung von Männern und Frauen führen, leider sei genau das Gegenteil der Fall, bemerken die Gewerkschafterinnen. Die Einführung einer Frauenquote, wie in Paragraph 8 des Sozialgesetzbuches III festgelegt, sowie die vom DGB ausdrücklich befürwortete Soll-Regelung für Berufsrückkehrerinnen, erhalte in der Praxis keine Relevanz, so Bartols und Wauters.
Spezifische Ziele zum Gender Mainstreaming seien in den Zielvereinbarungen nicht enthalten, weder externe zur Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt noch interne für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bundesagentur. »90 Prozent der Nichtleistungsberechtigten sind Frauen, weil der Partner zu viel verdient. Damit sind sie finanziell abhängig von ihrem Lebensgefährten«, bemängeln die DGB-Frauen.
Zusätzlich würden Nichtleistungsberechtigte Frauen in Lippe praktisch nicht gefördert. Es bestehe im Gegenteil seitens der ARGE, wenn dies überhaupt möglich sei, ein Interesse daran, diejenigen zu vermitteln und zu fördern, die Leistungen beziehen. Besonders auffallend sei auch die Situation der Minijobs, die als Erfolgsgeschichte einer gelungenen Flexibilisierung am Arbeitsmarkt gefeiert würden. »Der starke Anstieg bei den Minijobs stellt in keinem Fall eine Brücke in die voll sozialversicherungspflichtige Beschäftigung dar, denn von 1200 ÝBrückenjobsÜ in Lippe wurden gerade mal 30 Personen danach weiter vermittelt, wobei nicht mitgeteilt wurde, in welche Art von Beschäftigung. Entsprechend könnte es durchaus sein, dass diese 30 Personen in prekäre Arbeit vermittelt wurden«, befürchtet Astrid Bartols.
»Zwei Drittel der Minijobs werden in Lippe von Frauen ausgeübt, was eine stärkere wirtschaftliche Abhängigkeit mit sich bringt, da Minijobs zur Existenzsicherung nicht ausreichend sind; gleichzeitig haben diese Frauen kaum Chancen auf eine ausreichende Altersvorsorge und werden somit doppelt gestraft«, fügt Nicole Wauters hinzu. »Von einer Chancengleichheit sind wir damit, gerade in Lippe, weiter entfernt denn je«, sagen beide übereinstimmend.

Artikel vom 11.03.2006