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Stimmig bis zu
Plateausohlen

Ganze Paderhalle im »Abba Fever«

Von Thorsten Böhner (Text und Fotos)
Paderborn (WV). In den Siebzigern wurden wir heranwachsenden Jungs vor ein schwerwiegendes Problem gestellt: Welche der beiden schwedischen ABBA-Sängerinnen war nun die Bessere - die blonde Agnetha oder die rote Frida?

Diejenigen, welchen diese Frage schlaflose Nächte bereitet hatte, und überhaupt alle ABBA-Fans weit und breit fanden sich am Donnerstagabend zur großen Wiedervereinigung der Kultband in der Paderhalle zusammen. Gut, es waren nicht die Originale, sondern die Formation »Abba-Fever«, aber das fiel nicht sehr ins Gewicht.
Nüchtern betrachtet ist das Covern von erfolgreichen Interpreten ein gemachtes Nest für diejenigen, die des Singens mächtig sind oder ein Instrument beherrschen. Die auf dem Programm stehenden Songs sind bekannt. Und die Zuschauer - da kann man sich sicher sein - mögen diese Lieder, denn dafür sind sie ja gekommen. Wäre da nicht das Problem mit der akustischen Authentizität.
Doch wenn hier jemals Zweifel bestanden, waren sie vom ersten Takt wie weggefegt. Zu groß war bei den weiblichen Protagonistinnen Jasmin Vandell und Janina Goy - auf denen selbstredend wie einst bei den vier Nordeuropäern das Hauptaugenmerk ruhte - die stimmliche Übereinkunft. Auch optisch lehnte man sich hinsichtlich Kleidung - Glitzerkostüme und Plateaustiefel Marke Extrahoch - an die vier Vorbilder an.
»Waterloo«, »Gimme! Gimme! Gimme!«, »The winner takes it all«, »Fernando«, »S.O.S«, »Dancing Queen«, »Money Money Money« - wo fängt man an, wo hört man auf bei den Welterfolgen, die das Original-Quartett einst über 350 Millionen Mal verkaufte? Nur Elvis und die Beatles konnten mehr Tonträger absetzen. Dementsprechend bekannt sind die Melodien, damals wie heute, und natürlich hätte es nicht der Animation des ohnehin nicht zwingend erforderlichen Moderators gebraucht, um die Paderhalle zum kollektiven Aufstehen, Mittanzen und -singen und Leuchtstäbeschwingen zu animieren.
Begleitet von E-Gitarrist und Drummer legten sich neben den Sängerinnen auch Tom Luca (als Björn) und Max Marcus Fritsch (als Benny) an den Klaviertasten ins Zeug, so dass die musikalische Untermalung exzellent passte. »The Kazina Show Company« bereicherte die rockigeren Titel mit abgestimmten Tanzeinlagen. Bei so viel Schwung darf sich dann auch schon mal ein am Körper angebrachter Mikrophonsender verselbstständigen.
Zwei Extra-Leckerbissen gab's zu verzeichnen: »One of us«, einer der letzten Erfolgstitel der Schweden, kam »unplugged« daher, und eine besondere Performance hatte man sich für die Ballade »I have a dream« ausgedacht, denn hier durfte lokalpatriotisch der Jugendchor der »Schloß Neuhäuser Feldlerchen« stimmliche Unterstützung leisten. Das klappte prima und wurde mit entsprechend großem Applaus bedacht.
Der war auch allen anderen beteiligten Musikern, die sich zudem durch einen großen Sympathiefaktor auszeichneten, am Ende sicher. Und womit? Mit Recht!

Artikel vom 11.03.2006