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»Die Chancen unserer Region nutzen«

Bündnis 90/Die Grünen holen bei Landrat Heuwinkel Meinung über Nationalpark ein

Von Victor Fritzen (Text und Foto)
Detmold/Kreis Lippe (SZ). Nach dem Wechsel an der Spitze der Landesregierung waren die Pläne für den Nationalpark Egge/Senne vorerst Geschichte. Als Kompromiss wurde ein Biosphärenreservat vorgeschlagen. Doch Bündnis 90/Die Grünen reicht das nicht, sie wollen den Nationalpark. Auf Initiative des naturschutzpolitischen Sprechers der Landtagsfraktion, Johannes Remmel, sammeln die Grünen Meinungen über das Projekt. Den Anfang machten sie gestern bei Landrat Friedel Heuwinkel.

Die Vorteile lägen auf der Hand. Langfristig sichere der Nationalpark den Naturschutz und biete ökonomische Perspektiven für die ganze Region, sagte Remmel. »Die positiven Aspekte überwiegen«, so Remmel weiter. Man gehe nun in die Offensive, damit das Projekt nicht einschlafe. Letztlich hänge das Projekt vom britischen Militär ab, das derzeit ein uneingeschränktes Nutzungsrecht der Senne hat. Die britische Seite wolle einen Entwurf vorlegen, einen Zeitrahmen gebe es nicht.
»Ministerpräsident Rüttgers will einen zweiten Nationalpark in NRW«, sagte Remmel. Wenn das Projekt jetzt nicht angegangen würde, könnte es passieren, dass andere Regionen wie der Niederrhein, das Sauerland oder Südwestfalen den Zuschlag bekommen könnten. »Unser Ziel ist die Ausweisung der Egge/Senne als Nationalpark. Ein Biosphärenreservat wäre lediglich eine Ergänzung«, so Remmel.
Kritik äußerten die Grünen an den »Holz- und Landwirtschaftslobbyisten« aus den Kreisen Paderborn und Höxter. Sie würden sich vehement und unsachlich gegen ein Biosphärenreservat sträuben. In Zusammenarbeit mit den Landräten der Kreise Höxter, Paderborn und Lippe will die Bezirksregierung Kritiker und Befürworter an einen Tisch holen. Während mehrerer Großveranstaltungen sollen die Fragestellungen besprochen und diskutiert werden. »Ich bin optimistisch, dass das Projekt bald vorangetrieben wird«, machte Grünen-Landtagsmitglied Sigrid Beer deutlich.
Landrat Friedel Heuwinkel betonte, dass er seine Zustimmung zu einem Biosphärenreservat nur geben würde, wenn die Bürger dahinter ständen. Bis zu den Sommerferien wolle er sich ein Meinungsbild einholen. Er zeigte sich erfreut über den Vorstoß der Grünen, das Projekt nicht einschlafen zu lassen.
Sollten die Kreise Höxter, Paderborn und Lippe der Landesregierung signalisieren, das Projekt weiter voranzutreiben zu wollen, könnten weitere Arbeitsgruppen nach den Sommerferien gebildet werden, sagte Heuwinkel.

Artikel vom 10.03.2006