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Die Feinheiten der modernen Laserschneidtechnik ließ sich der Europaabgeordnete Elmar Brok (r.) in Hövelhof von LST-Firmenchef Ludger Meier erklären. Foto: Scheideler

Elmar Brok hört
sich Sorgen an

EU-Politiker besucht Unternehmen

Von Rüdiger Kache
Kreis Paderborn (WV). »Die Politik muss der öffentlichen Verwaltung wieder Mut machen, um bei Genehmigungsverfahren - vor allem im Baubereich - vorhandene Entscheidungsspielräume auszunutzen.« Diese Auffassung vertraten gestern der heimische Europaabgeordnete Elmar Brok und Friedhelm Koch, Vorsitzender der CDU-Mittelstandsvereinigung im Kreis.

Bei einem ganztägigen Besuch von Unternehmen im Paderborner Land traf Brok auch mit Architekten zusammen, die ihm ein ganzes Paket von Sorgen und Nöten überbrachten. Brok: »Wenn der Verwaltungsbeamte bei Abwägungsprozessen damit rechnen muss, dass er im Falle von Fehlentscheidungen öffentlich demontiert wird, geht das auf Kosten der von der Wirtschaft und von Investoren geforderten Entscheidungsfreudigkeit in den Rathäusern. Die Folge: Bauanträge bleiben zu lange liegen, Akten werden von verschiedenen Stellen immer wieder geprüft, nur um nicht entscheiden zu müssen. Da ist die Politik gefordert, den Mut zu schnellen Entscheidungen wieder in die Amtsstuben zu transportieren.« Bei der Abwägung von Interessen einen Fehler zu machen sei immer noch billiger, als gar nicht zu entscheiden.
Mit Nachdruck fordert der EU-Politiker eine Anhebung des Schwellenwertes für europaweite Ausschreibung - auf »mindestens den doppelten Wert«. Nur so könne garantiert werden, dass der regionale Wettbewerb funktioniere. Am Beispiel der Paderborner Kammerspiele erwartet Brok jetzt die Zustimmung aus Brüssel, nachdem die Vertragskonditionen zwischen Stadt (Mieter) und Volksbank (Investor) modifiziert worden seien.
Ein weiteres Thema macht den Architekten Kopfzerbrechen: Wird die Änderung des Musterarchitektengesetzes umgesetzt, hätten deutsche Jungarchitekten auf dem europäischen Arbeitsmarkt keine Chancen mehr. Es sei geplant, die Studiendauer für Architekten an deutschen Hochschulen auf drei Jahre zu verkürzen, während europaweit ein vierjähriges Studium Pflicht sei. »Eine Verkürzung geht auf Kosten der Qualität und stellt deutsche Hochschulabsolventen ins Europa-Abseits«, stellte auch Andreas Breithaupt, Architekt und Kreisvorstandsmitglied der Mittelstandsvereinigung, fest.
Elmar Brok besuchte gestern unterschiedliche Unternehmen, darunter auch die Bürener Landenergie GmbH, die Tomorrow Verwaltungs GmbH in Salzkotten, die paragon AG in Delbrück und die Hövelhofer LST Laserschneidtechnik GmbH in Hövelhof. Mit der Stippvisite bei LST Laserschneidtechnik bekam Elmar Brok ein Hövelhofer Vorzeigeunternehmen zu sehen. Der Branchenführer im Bereich der Schneidetechnik unterschiedlichster Materialien beschäftigt 130 Mitarbeiter und 20 Leiharbeiter. Zur Zeit wartet Firmenchef Ludger Meier auf den angekündigten Sprung über den Hallerbach. Denn langsam wird es eng an der Otto-Hahn-Straße.

Artikel vom 10.03.2006