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Ungeklärte Finanzierung
kostet Ausbildungsplätze

Hubert Deittert und Klaus Brandner besuchen ZAB

Gütersloh (WB). Die Bundestagsabgeordneten Hubert Deittert (CDU) und Klaus Brandner (SPD) haben sich in der Zentralen Akademie für Berufe im Gesundheitswesen gGmbH (ZAB) mit den Pflegedienstleitern und -direktoren aus den Krankenhäusern im Kreis Gütersloh getroffen.

Anlass des Treffens: Im Bereich der Pflegeausbildung sind die Verhandlungen zwischen den Selbstverwaltungspartnern über Richtwerte für die Kosten von Ausbildungsplätzen im Krankenhaus gescheitert. »Die Folge ist, dass es derzeit keine auskömmliche Ausbildungsfinanzierung für Pflegeberufe gibt«, erklärte Andreas Westerfellhaus, Geschäftsführer der ZAB und Vizepräsident des Deutschen Pflegerates. »Durch die ungeklärte Finanzierung sind bundesweit zwischen 2003 und 2005 bereits 20 000 Ausbildungsplätze im Pflegebereich verloren gegangen. Alleine im Jahr 2005 ist die Zahl der Ausbildungsstätten für Pflegeberufe um 30 zurückgegangen. Dem steht ein ständig wachsender Bedarf an Pflegekräften gegenüber. Nach einer Prognose steigt der Bedarf alleine in NRW in den nächsten zehn Jahren um 70 000.«
Die Pflegedienstleiter und -direktoren erklärten den beiden Bundespolitikern die Situation der Krankenhäuser: Die Häuser in öffentlicher Trägerschaft müssten 2000 bis 4000 Euro pro Ausbildungsplatz und Jahr aus der eigenen Tasche bezahlen. Für alle Krankenhäuser sei dies eine nicht tragbare Zusatzbelastung, für die von staatlicher Seite keine Ersatzvornahmen stattfinden würden. Dabei qualifizierten sie auch Personal, das später abwandere. So seien heute 25 Prozent aller Krankenhäuser in privater Trägerschaft. Diese stellten aber nur fünf Prozent der Ausbildungsplätze im Pflegebereich zur Verfügung.
»Was wir von der Politik erwarten, ist auch eine Moderation unter den Selbstverwaltungspartnern«, sagte Westerfellhaus. »Die gesetzlichen Krankenkassen haben signalisiert, auch bis 2008 zu keiner Einigung bereit zu sein. Ein Anschub der Gespräche ist mehr als gewünscht. Das Bundesministerium für Gesundheit sollte eine kleine Arbeitsgruppe zum Thema einrichten. Der Weg müsste über gesetzliche Richtwerte hin zu einem Verfahren gehen, dass die Ausbildung der Pflegeberufe ganz aus dem System der gesetzlichen Krankenversicherungen herausnimmt.« Deittert und Brandner sagten zu, die besprochenen Probleme mit nach Berlin in die entsprechenden Facharbeitskreise zu nehmen. »Unser Koalitionsvertrag sieht ausdrücklich vor, die Pflege besonders im Auge zu behalten«, betonte Deittert.

Artikel vom 11.03.2006