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»Frauenfragen« im Zeichen der Rose

Internationaler Frauentag 2006 rund um das Paderborner Rathaus

Von Manfred Schraven (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Paderborn (WV). Der 8. März, der Internationale Frauentag: Das ist der Tag, an dem die Frau ihren Mann stehen darf - auch in Paderborn unter dem Zeichen der »roten Rose«.

Drinnen im Rathaus erinnerte Bürgermeister Heinz Paus bei einem Stehempfang gestern Morgen in einem Grußwort an das Thema des ersten Frauentages in Deutschland im Jahre 1911: »Wahlrecht für Frauen« (seit 1918 in Deutschland) und gab dem Mann im großen Saal des Rathauses mit auf den Weg: »Wir müssen bereit sein, eine neue Rollenverteilung zu akzeptieren«.
Die Gleichstellungsbeauftragte Dagmar Drüke, die in ihrer Begrüßung die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sowie die Stellung der Frau in Migrantenfamilien als Schwerpunkte hervorhob, sieht in den Frauentagen die Möglichkeit, spezielle, aktuelle Frauenfragen in die Öffentlichkeit zu tragen. Johanna Reker von der Frauenselbsthilfe nach Krebs: »Wir nutzen das Forum, um auf uns aufmerksam zu machen.« Und das taten die Frauen vor dem Rathaus.
Während drinnen Cornelia Briese (Violoncello) und Maren Rothfritz (Violine) den Instrumenten sanfte Töne entlockten, pfiff draußen den Frauen an den Informationsständen eisiger Wind um die Ohren. »FrauenFragen« hieß hier nicht nur das Motto zum Internationalen Frauentag. Hier stellte zum Beispiel IN VIA Kath. Mädchensozialarbeit Frauenfragen, verkaufte der Verein Frauenhaus Paderborn nicht nur Waffeln und Kaffee, sondern legte auch Unterschriftenlisten gegen die Kürzung der Zuschüsse durch das Land aus, durch die die Frauenhäuser, heißt die betroffenen Frauen besonders betroffen sind. Fast jede zweite anfragende Frau konnte laut jüngster Statistik aufgrund von Platzmangel in Paderborn nicht aufgenommen werden.
Bei allen ernsten Hintergründen des Internationalen Frauentages - so ganz vermochten die Paderbornerinnen (ob gewollt oder ungewollt) sich dem plüschigen Klischee nicht entziehen. Als Indiz dafür mag herhalten, dass die Karten für den »Lila Salon« gestern Abend im Ambiente der künstlerischen Salons der 20er Jahre mit orientalischem Buffet sofort vergriffen waren. Dass Mann draußen bleiben musste, ist allzu verständlich: Schließlich ging es um tiefsinnige Erkenntnisse und schonungslose Eingeständnisse und nackte Wahrheiten.

Artikel vom 09.03.2006