08.03.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Mit Aktionismus werden
die Landwirte nicht fertig«

Arnold Weßling kritisiert Reaktionen auf Geflügelpest

Altkreis Halle/Borgholzhausen (SKü/kan). Im Zusammenhang mit der Debatte um aktuelle Tierseuchen hat der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes, Arnold Weßling, vor voreiliger Panikmache gewarnt.

Weßling, der am Montagabend auf dem Kreisverbandstag in Borgholzhausen sprach, drückte zugleich seine große Sorge wegen der Geflügelpest aus. Er vermied dabei bewusst die Bezeichnung Vogelgrippe. Die aktuelle Lage bereite etlichen Betriebsinhabern im Kreisgebiet große existentielle Sorgen. Diese rühren nach Auffassung von Weßling unter anderem auch daher, dass zum Beispiel ein fleischverarbeitender Betrieb in Versmold Geflügelfleisch aus seiner Wurst herausgenommen hat. »Ohne Probleme kleinreden zu wollen, bedeutet solches wirtschaftliche Folgen, die so nicht nötig wären«, sieht Weßling hier auch Parallelen zur BSE-Hysterie vor einigen Jahren.
Der Kreisverbandsvorsitzende erwähnte auch den jüngsten Ausbruch der Schweinepest in NRW: »All das zeigt, wie Landwirte von außen bedroht werden, ohne dass sie etwas dafür könnten.« Die Wetterkapriolen seien dem gegenüber eine Kleinigkeit, mit denen Bauern spielend fertig würden. »Aber wir werden nicht damit fertig, was aus Aktionismus heraus über uns gestülpt wird«, übte er Kritik an seiner Meinung nach überzogenen Reaktionen.
Die Verunsicherung vieler Bürger im ländlichen Raum in Bezug auf die Vogelgrippe sieht auch Landrat Sven-Georg Adenauer, der ebenfalls auf dem Kreisverbandstag sprach. »Ich nehme diese Sorgen sehr ernst«, sagte Adenauer. Seine Aufgabe sei es, dafür zu sorgen, dass im Kreis die Infektion nicht von Wildvögeln auf Nutzgeflügel übergeht. Das werde seit dem vergangenen Herbst gemeinsam mit allen Geflügelhaltern organisiert. »Parallel bereiten wir uns auf den Seuchenfall vor. Alles andere wäre töricht«, betonte der Landrat.
Die Nöte von Bauern wegen zusammenbrechender Absatzmärkte beim Geflügel bezeichnete Adenauer als ernst. Um gemeinsam die Weichen für die kommenden Jahre zu stellen, müssten Fragen geklärt werden wie: Wie lassen sich Absatzeinbrüche auffangen? Wird man bauliche Veränderungen vornehmen müssen, weil die Aufstallung jedes Jahr wieder nötig wird? Wird es markierte Impfstoffe geben? All diese Fragen könnten nicht im Kreis entschieden werden, dafür sei das Thema zu global. Lokales Borgholzhausen

Artikel vom 08.03.2006