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Milchbauern drohen mit Streik

Tagung in Hardehausen: Landwirte beklagen sinkende Erzeugerpreise

Von Ralf Benner
Hardehausen (WB). »Wir kämpfen für einen Milchpreis, der die Kosten der Erzeuger deckt«, betonte Romuald Schaber, Vorsitzender des Bundesverbandes deutscher Milchviehhaltung (BDM), gestern bei der Milchtagung in der Landvolkshochschule Hardehausen.

Diese Kooperationsveranstaltung von Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, Katholischer Landjugendbewegung und Universität Kassel hat es sich seit vielen Jahren zur Aufgabe gemacht, über praktische Probleme in Milchviehbetrieben, Ziele und Maßnahmen der Agrarpolitik sowie über die Verbesserung der Lage von Bauernfamilien engagiert zu diskutieren.
In diesem Jahr stand die Milcherzeugung mit geringen Kosten und ohne Gentechnik im Mittelpunkt. Ein hochaktuelles Thema, bemühe sich doch die Agrarpolitik um weitere Senkung der Erzeugerpreise und breiten Einsatz der Gentechnik, so Schaber.
»Das Milchpreis-Niveau ist in den vergangenen Jahren dramatisch abgesunken. Wir können längst nicht mehr kostendeckend produzieren«, sagte der BDM-Vorsitzende, dessen Verband 16 000 Milchbauern (27 Prozent der deutschen Erzeuger) vertritt. »Die Rahmenbedingungen bedrohen unsere Existenz. Sollte der Preis weiter fallen, treten wir Erzeuger geschlossen in den Streik, dann gibt es keine Milch mehr«, kündigte er an. »Wir dürfen den großen Lebensmittelkonzernen nicht das Feld überlassen«, gab Romuald Schaber sich kämpferisch.
Über eine wirtschaftliche Milcherzeugung bei Verzicht auf Höchstleistung referierte Martin Hofstetter von der Universität Kassel. »Es kommt auf die Art und Weise an, wie produziert wird. Es sind keine Turbo-Kühe nötig, die viele Liter Milch geben«, sagte Hofstetter. Es sei für bestimmte Betriebe kostengünstiger, auf die Erzeugung großer Milchmengen zu verzichten. Nutznießer einer Produktion, die auf Höchstleistung ausgerichtet sei, seien in der Regel die Futtermittelhersteller, Tierärzte und Zuchtverbände, nicht aber die Milchbauern, so der Experte.
Werden Tiere mit gentechnisch veränderten Produkten gefüttert, ist das in Milch und Fleisch nachweisbar. Testverfahren, die noch in den Kinderschuhen steckten, seien möglich, informierte Marcus Nürnberger von Greenpeace. In de Praxis seien solche Tests aber noch nicht üblich.
Auf gentechnikfreie Fütterung seiner Kühe setzt Franz-Josef Dohle von der Erzeuger-Gemeinschaft Sauerland, der 45 Landwirte angehören. Ihre konventionell, aber ohne Gentechnik hergestellte Milch wird unter dem Namen »Bergweide« auch von der Upländer Molkerei vertrieben, wie Karin Artzt-Steinbrink, Geschäftsführerin der Molkerei mitteilte.

Artikel vom 08.03.2006