08.03.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kunst im Briefkasten

Ausstellung eröffnet im Rahmen der Frauenkulturtage

Espelkamp (hek). Kaum auf dem Handydisplay erschienen, sind Kurzmitteilungen - mit einem Knopfdruck - wieder gelöscht. Eine überdauernde und individuelle Kommunikationsform haben Maaike Thomas und Gabriele Meseth für sich entdeckt: Die Freundinnen schicken einander selbst gestaltete Collage-Karten. Die 170 Unikate können derzeit in der Stadtbücherei Espelkamp bewundert werden.

»Hin und Her - Kunst im Briefkasten« - Unter diesem Thema steht die Ausstellung der »ganz besonderen Art«. »Sie dokumentiert eine Frauen-Freundschaft«, so die Espelkamper Gleichstellungsbeauftragte Beate Henke bei der Eröffnung. Sie sei der »Faszination« der »Mail-Art« sofort erlegen. Die seit 1998 entstandenen Botschaften als gewöhnliche Postkarten zu bezeichnen, wird den humorvollen bis philosophischen Klein-Kunstwerken wohl kaum gerecht: Was zwischen den Wohnorten von Maaike Thomas und Gabriele Meseth seit knapp acht Jahren hin- und hergeschickt wurde, sind literarische und grafische »Lebensfragmente«.
Ihnen gehe es darum, die andere an der »Fülle« des eigenen Lebens auf »persönliche Art und Weise« teilhaben zu lassen. Neben konkreten Ereignissen greifen die Collagen Gedanken und Stimmungen auf: Ein Frauengesicht, puppengleich geschminkt, blickt sehnsüchtig, daneben ein Zitat von Eleanore Roosevelt: »Die Zukunft gehört denen, die an die Schönheit ihrer Träume glauben.«
Mögen die Botschaften auch kunstvoll verschlüsselt sein, so wecken Aufschriften wie »Die spannendsten Dinge passieren im Dunkeln« und »Die spannendsten Dinge bleiben unentdeckt« doch unweigerlich die Neugier des Betrachters. Das Material für die Mails produziere der Alltag, erzählt Gabriele Meseth. Ohne es bewusst zu sammeln, sammle es sich wie von selbst an. Maaike Thomas berichtet, sie arbeite häufig mit Bildschirmfotografien und baue Krimiszenen ein.
Kennen gelernt haben sich die beiden Frauen 1989 bei der gemeinsamen Theaterarbeit in Münster. Aus dieser Zeit stammten auch die in ihren Karten verwendeten Kosenamen »Bär« und »Maus«.
»Wir wollen die persönliche Neugier des Betrachters wecken. Er soll Wort und Bild auf sich wirken lassen und vielleicht selbst kreativ werden«, begründen die Künstlerinnen den Entschluss, ihre Mitteilungen öffentlich auszustellen. Ihr besonderer Dank ging an die Hauptorganisatorin und Geschäftsführerin des Volksbildungswerks - Gaby Kopp. Von Ihr stamme auch die Idee des »sprechenden Briefkasten«. Aus ihm erklingen die Tonband-Stimmen von Maaike Thomas und Gabriele Meseth, die aus ihren Karten vorlesen.

Artikel vom 08.03.2006