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Ein Areal atmet Geschichte

Am Stadelhof wird Denkmalschutz mit moderner Architekur verknüpft

Von Manfred Schraven (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Paderborn (WV). Das Areal atmet Geschichte. Hier haben Archäologen erst kürzlich ein etwa 1200 Jahre altes Steingebäude freigelegt. Seit dem 19. Jahrhundert ist das Gelände im Besitz der Familie Todt, die ab 1837 eine Zimmerei »Am Stadelhof 8« betrieb. Die heutige Generation - Andreas und Ulrich Asshauer - schlägt eine Brücke: eine Symbiose von denkmalgeschütztem Altbau und moderner Architektur.

Mitten im Herzen von Paderborn, fünf Minuten Fußweg bis zur Innenstadt, zum Dom, zum Theater und zum Wochenmarkt, entsteht zwischen Giersmauer, Badengasse und Stadelhof auf einer Fläche von 1980 Quadratmetern ein einzigartiges Wohn-Ensemble. Auf diesem Areal stehen drei historische, denkmalgeschützte Gebäude: ein Wohnhaus von 1851 und zwei Wirtschaftsgebäude aus den Jahren 1860 beziehungsweise 1870.
Unter der Federführung der W. Heinrich Todt GmbH & Co. KG und dem Architekturbüro König & Vedder werden die drei denkmalgeschützen Gebäude renoviert; zwei Neubauten zusätzlich errichtet. Ende 2007 sollen hier drei so genannten Stadthäuser und 16 Eigentumswohnungen fertig gestellt sein - zusätzlich einer Tiefgarage mit 24 Stellplätzen, die von der Giersmauer befahren wird. »Und alles«, so die Todt-Geschäftsführer Andreas und Ulrich Asshauer, »wurde mit den Denkmalschützern abgestimmt.« Das Bauvolumen beträgt rund 4,9 Mio. Euro.
Wo einst Arnold Güldenpfennig wohnte - der bekannte Paderborner Dombaumeister wohnte mit seiner Familie im Jahre 1858 bei Zimmermeister Andreas Wilhelm Heinrich Todt am Stadelhof 801 in der oberen Etage zur Miete - wird ab Mitte des Jahres unter Berücksichtigung der Zeugnisse der Geschichte gebaut. Die historische Grundstücksstruktur mit den in großen Abschnitten erhaltenen Umfassungsmauern bleibt auch weiterhin erkennbar, versprechen die Bauherrn.
Die gesamte bauliche Anlage mit Wohnhaus, Werkstattgebäude und Umfassungsmauern ist seit 2002 in die Denkmalliste der Stadt Paderborn eingetragen. Noch im vergangenen Jahr waren auf dem Areal zwischen Stadelhof, Giersmauer und Badengasse die Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe tätig und stellten anhand der Ausgrabungen fest, dass die älteste Besiedlung an dieser Stelle etwa 2000 Jahre zurückliegt.
Die historischen Spuren »erzählen«: Als Bischof Meinwerk im 11. Jahrhundert Paderborn ausbaute, war auch dieses Grundstück bereits bewohnt. Um 1200 entstand hier ein massives Steingebäude. Vermutet wird, dass dieses Haus ein zentrales Gebäude des bischöflichen Haupthofes (Stadelhof) war. Auch die folgenden Jahrhunderte hinterließen Spuren: So sind mehrere Brunnen und ein Gebäudekeller des Stadelhofes der frühen Neuzeit entdeckt worden. Im 18. Jahrhundert gehörte das Grundstück dem Freiherrn von Stapel und ging im 19. Jahrhundert in den Besitz der Familie Todt über . . . Und der wird wahrscheinlich bis zum Ende des kommenden Jahres unter Paderbornern aufgeteilt, dort wo Gesichte und Moderne sich treffen.

Artikel vom 13.03.2006