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»Rohe Gewalt« weiter
auf dem Vormarsch

Polizei verzeichnete 20 990 Straftaten im Jahr 2005

Von Bernhard Liedmann
Kreis Paderborn (WV). Wie im ganzen Land ist es auch im Kreis Paderborn nicht »sicherer« geworden. 20 990 Straftaten verzeichnete die Polizei im vergangenen Jahr. Besorgniserregend: Die Anzahl der »Rohheitsdelikte« mit Körperverletzungen nimmt kontinuierlich zu, hier fallen mit mehr als 28 Prozent vor allem die Spätaussiedler auf.

2157 Vorfälle dieser Art verzeichnete die Polizei im vergangenen Jahr, bei jedem dritten Fall war Alkohol im Spiel, in jedem zweiten Fall kannten sich Täter und Opfer, so die Jahresbilanz der Polizei gestern bei einer Pressekonferenz. Man werde in der Westernstraße nicht an jeder Ecke gleich niedergeschlagen, so Landrat Manfred Müller. Gleichwohl wolle die Polizei an Brennpunkten stärker vertreten sein. Weil hier das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung besonders tangiert wird, betreibt die Polizei einen hohen Ermittlungsaufwand, 84 Prozent der Straftaten konnten aufgeklärt werden. Im Schnitt werden etwa 55 Prozent aller Straftaten geklärt.
Das Gros der Strafdelikte macht mit knapp 50 Prozent weiterhin der Diebstahl aus. Einen deutlichen Anstieg bei Kfz-Aufbrüchen führt die Polizei auf einige Täter zurück, die im Kreis Paderborn ihr Unwesen betreiben. Zugenommen haben auch die Diebstähle von Fahrrädern.
Bei der Schwerstkriminalität wurden fünf Morde verzeichnet und acht Fälle von Totschlag (mit Versuchen), die allesamt aufgeklärt wurden. Beim Doppelmord in Bentfeld laufen die Ermittlungen noch.
18 Vergewaltigungen wurden registriert und 48 Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern, auch hier besteht eine hohe Aufklärungsquote.
Insgesamt wurde gegen 7740 Tatverdächtige Ermittlungsverfahren geführt. Erfolgreich war auch im vergangenen Jahr die Polizei bei der Rauschgiftkriminalität: Die polizeiliche Repression führte zu einem weiteren Rückgang der Delikte auf 815 Fälle. Drei Drogentote wurden 2005 gezählt.
Schwerpunkt der Kriminalität bleibt das Ballungszentrum »Kernstadt Paderborn« Im Schnitt ereignen sich hier doppelt so viele Straftaten wie beispielsweise in Bad Lippspringe, Schloss Neuhaus oder Büren.
Kriminalität bleibt weiterhin eine »Männerdomäne« (Polizeidirektorin Ursula Wiechmann). Männer stellen etwa 76 Prozent der Tatverdächtigen und sind vor allem bei der Straßenkriminalität und Gewaltdelikten mit etwa 90 Prozent vertreten. Hoch auch der Anteil von Ausländern an Straftaten. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung beträgt sieben Prozent, bei den Straftaten sind sie mit 20 Prozent vertreten (ohne Aussiedler). Auffällig sei hier auch zunehmend der Hintergrund Arbeitslosigkeit, so Landrat Manfred Müller. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass bei der Integration etwas passieren müsse, was die Polizei nicht leisten könne. Ansonsten hätte man es mit einer Personengruppe zu tun, die man ein Leben lang »alimentieren« müsse.

Artikel vom 07.03.2006