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»Der Pakt ist gescheitert«

DGB und IG Metall nehmen Stellung

Kreis Lippe (SZ). In die derzeitige Debatte zur Ausbildungsplatzsituation in Lippe und der vollschulischen Ausbildung nehmen der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die IG Metall eine klare Position für den Erhalt und Ausbau der dualen Ausbildung ein.

Astrid Bartols, DGB-Regionsvorsitzende: »Die aktuellen Zahlen zur Ausbildungssituation im Kreis Lippe zeigen, dass es auch der Wirtschaft nicht gelungen ist, das Angebot an Lehrstellen zu erhöhen. Genau das Gegenteil ist der Fall.« Für den Kreis Lippe seien 2005 etwa zwölf Prozent weniger neu abgeschlossene Ausbildungsverträge registriert worden als im Vorjahr. Damit liege der Kreis an vorletzter Stelle in NRW. Nur in der Region Aachen hätte die Wirtschaft ein noch schlechteres Ergebnis einfahren können. Reinhard Seiler, IG Metall-Bevollmächtigter: »Damit ist der Ausbildungspakt zwischen Wirtschaftsverbänden und Bundesregierung auch im Kreis Lippe gescheitert.«
Die Analyse der offiziellen Zahlen zeige, dass der Verlust von Ausbildungsplätzen besonders im Handwerk mit einem Rückgang von 21 Prozent besonders drastisch ausfalle. Davon betroffen seien insbesondere Jugendliche mit einem Hauptschulabschluss.
Mit Skepsis werden auf Gewerkschaftsseite Vorschläge zur Ausweitung »höherer« Bildungsgänge an den Berufskollegs gesehen, weil davon hauptsächlich Bewerber mit besseren Schulabschlüssen profitieren würden. Zudem sei nicht sichergestellt, dass die »Verschulung« der Ausbildung in den ersten beiden Jahren von der Wirtschaft anerkannt werde.
»Hier brauchen wir klare vertragliche Vereinbarungen mit der Wirtschaft, damit die Absolventen von den Berufskollegs nicht in die Arbeitslosigkeit entlassen werden«, so der 1. Bevollmächtigte der IG Metall, Reinhard Seiler. Die Jugendlichen müssten vor Beginn der Ausbildung an den Berufskollegs wissen, ob ihnen diese Zeit später angerechnet wird. »Ein Phasenmodell mit unverbindlichen Absichtserklärungen lehnen wir ab«, so Seiler, »denn sonst haben wir nur eine neue Warteschleife, die viel Geld und die Lebenszeit junger Leute kostet.« Zudem bestehe durch die Schaffung einer Vollzeit-ausbildung an den Berufskollegs die Gefahr, dass sich durch diese »schleichende Verstaatlichung« die Arbeitgeber weiter ihrer Ausbildungsverantwortung entziehen. »Aus diesem Grund fordern wir die Wirtschaft auf, mehr Ausbildungsplätze zu schaffen, statt die Verschulung der Berufsausbildung ohne klare vertragliche Regelungen weiter voranzutreiben«,bezogen Bartols und Seiler gemeinsam Stellung

Artikel vom 07.03.2006