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SCP-Not: Wer spielt im defensiven Mittelfeld?

Nach Becker und Maaß fällt auch »Goofy« lange aus

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WV). Jos Luhukay beschreibt die Situation als »nicht glücklich« und bleibt, trotz der eigentlich prekären Lage, Optimist: »Es gibt für alles eine Lösung.« Darin schließt der Trainer des SC Paderborn 07 auch ausdrücklich seinen personellen Notstand im defensiven Mittelfeld mit ein.

Denn dort, wo in der Regel die größte Laufarbeit anfällt, die meisten Zweikämpfe stattfinden, die direkte Abwehrarbeit beginnt und die Spieleröffnung vorbereitet wird - genau an dieser Schnittstelle gehen dem SC Paderborn die Spieler aus. »Es scheint schon fast so, als ob auf dieser Position zurzeit ein Fluch über uns liegt«, meint Bernhard Erkinger. Der Österreicher, erst vor Rückrundenbeginn gekommen, war am Freitagabend der letzte Spieler auf der Bank, der für diese Rolle zur Verfügung stand. Der 25-Jährige steht damit am Ende einer langen Liste, die der Ex-Kapitän anführt: Danijel Stefulj.
Der 32-Jährige, im Sommer vom Bundesligisten Hannover 96 gekommen und von Luhukay zum Kapitän bestimmt, stand nur bei der verpatzten Zweitliga-Premiere in Unterhaching (0:3) die ersten 67 Minuten auf dem Platz, danach nie wieder. Der kroatische Ex-Nationalspieler (zwei Einsätze) kam vom Rasen auf die Bank, war dann verletzt, wurde vom Training freigestellt und schließlich in der Winterpause zum Regionalligisten Rot-Weiss Essen transferiert.
War der »Star« im Team noch ein großes Missverständnis, wurde es danach erst richtig bitter. Zuerst traf es Thorsten Becker. Die Entdeckung der ersten Saisonphase riss sich im ersten Training nach dem Paderborner Gala-Auftritt in Bochum (1:1) das vordere Kreuzband. »Es passierte ohne Einwirkung eines Gegenspielers, ich bin nur mit dem Schuh im Rasen hängen geblieben«, erinnert sich Becker an die schlimmste Verletzung in seiner bisherigen Laufbahn.
Das »Aus« für den Rest der Saison ereilte vor gut zwei Wochen auch Stephan Maaß. Beim 1:1 in Fürth prallte der 29-Jährige in der ersten Hälfte mit dem Schweizer Frédéric Page zusammen und riss sich dabei das hintere Kreuzband im rechten Knie. Maaß, der zunächst ganz normal gehen konnte und auch kaum Schmerzen verspürte, versuchte in der zweiten Hälfte noch weiter zu spielen, musste dann aber nach drei Minuten aufgeben: »Sobald ich laufe, spüre ich, wie sich das instabile Knie nach hinten wegdreht«, meinte Maaß damals.
Mannschaft und Trainer reagierten geschockt. »Beide Spieler sind wichtige Bausteine in unserem System«, bedauert Luhukay die langfristigen Ausfälle, Nummer drei könnte am Montag folgen. In der Praxis von Mannschaftsarzt Dr. Matthias Porsch wird sich mit Marc Gouiffe á Goufan der dritte Defensive einer Kernspintomografie unterziehen. Der Kameruner, nach seiner Roten Karte am Freitag in Offenbach ohnehin für mindestens zwei Wochen gesperrt, war Sekunden vor seiner Tätlichkeit an Stephan Sieger (82.) von Qualid Mokhtari böse gefoult worden und brach sich dabei wahrscheinlich den rechten Knöchel.
Damit bleiben Luhukay für die zwei Rollen im defensiven Mittelfeld eigentlich nur noch zwei Spieler. Der zuletzt grippekranke Daniel Brinkmann sowie Bernhard Erkinger. Der nötige Konkurrenzkampf ist damit praktisch ausgeschlossen, denn alles andere wären nur noch »Notlösungen«. Wie zum Beispiel Dennis Schulp, der dort zuletzt gegen Dynamo Dresden agierte. Oder Hüzeyfe Dogan, der am Bieberer Berg den Part übernehmen musste. Egal wen von beiden Luhukay mit der Aufräumarbeit vor der Abwehr betraut, er schwächt damit die Offensive und hätte so dort das nächste Problem.

Artikel vom 13.03.2006