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Vier Meister an Forkels Tisch

Frohnhausener Schiedsrichter bei Deutscher Meisterschaft in Minden

Von Sylvia Rasche
Minden/Frohnhausen (WB). Als Reinhold Forkel am Samstag seinen ersten Einsatzzettel in der Mindener Kampa-Halle in Empfang nahm, freute er sich über die bekannten Namen. Noch ahnte er allerdings nicht, dass die Bundesliga-Spieler Lars Hielscher und Bastian Steger an seinem Tisch auch die kommenden deutschen Meister im Herren-Doppel sein würden - und das waren noch längst nicht die einzigen neuen Titelträger, die auf ihrem Weg zu nationalen Ehren vor den strengen Augen des Frohnhausener Schiedsrichters Forkel aufschlagen mussten.

»Ich hatte diesmal wirklich interessante Spiele dabei«, freut sich Forkel, der in Minden nach Bielefeld 2003 zu seinem zweiten Einsatz bei Deutschen Meisterschaften kam. »Allerdings«, schränkt der Verbandsschiedsrichter ein, »ist es für meine Arbeit egal, wer am Tisch steht. Ich behandele die Stars natürlich genauso wie die unbekannten Spieler.«
Neben den neuen deutschen Doppel-Meistern Lars Hielscher und Bastian Steger, die im Finale bekanntlich die Vizeweltmeister Timo Boll/Christian Süß bezwangen, hatte Reinhold Forkel auch die Doppel-Meisterin Wu Jiaduo in ihrem Krimi-Einzel gegen die Ex-Driburgerin Nadine Bollmeier am Tisch. »Ein richtiges spannendes Match, das typisch für diese Meisterschaften war«, erklärt Forkel. Denn auch in diesem Einzel musste der Driburger Kreisklassen-Spieler gelbe Karten zücken - nicht gegen die Spielerinnen, sondern gegen deren Betreuer. »Ich habe am Wochenende 14 Spiele geleitet und dabei sieben gelbe Karten gezeigt, alle gegen die Trainer wegen unerlaubten Coachings während des Spiels«, berichtet Reinhold Forkel. Eine Beobachtung, die zeigt, wie angespannt die Trainer am Rande der Box die Partien ihrer Schützlinge mitverfolgen.
Reinhold Forkel dagegen bleibt auf seinem Schiedsrichter-Stuhl ganz ruhig. Bei seiner DM-Premiere in Bielefeld vor drei Jahren war er zu Beginn noch etwas nervös. »Mittlerweile bin ich routinierter, obwohl die Deutschen Meisterschaften für mich immer etwas ganz Besonderes sind«, erklärt der Teamleiter im Finanz- und Rechnungswesen eines Paderborner Software-Unternehmens.
Zwischen den beiden DM-Einsätzen hat er auch schon internationale Erfahrung gesammelt. Das letzte Qualifikations-Turnier für die Paralympics in Athen wurde in Bielefeld ausgespielt - mit Reinhold Forkel an der Zähltafel. »Das war ein Höhepunkt meiner Schiedsrichter-Laufbahn. So ein Turnier hat eine ganz besondere Atmosphäre. Außerdem war ich von den Spitzenleistungen der Aktiven sehr beeindruckt«, erinnert sich Forkel. Im Spanien-Urlaub traf er später übrigens einen behinderten Spitzensportler wieder und durfte auch noch in einem Tischtennis-Turnier in Granada direkt gegen den Mann antreten, den er zuvor in Bielefeld »gezählt«ĆŠhatte. Das Match endete, wie Forkel es erwartet hatte. »Ich war chancenlos.«
Aktiv spielt der Frohnhausener beim TuS Bad Driburg in der dritten Mannschaft, als Schiedsrichter darf er daher in der Bundesliga beim TuS nicht zum Einsatz kommen. Seit 1996 ist der Angriffsspieler Verbandsschiedsrichter. Die nächste Stufe auf der Karriereleiter wäre der nationale Schiedsrichter.
Erst einmal nahm der 29-Jährige aber mit den nationalen Titelkämpfen Vorlieb - und durfte da mit Patrick Baum auch einen echten (Jugend-)Weltmeister schiedsen. Neben Hielscher, Steger und Wu übrigens der vierte neue deutsche Meister in Forkels »Sammlung«. Baum gewann den Mixed-Wettbewerb gemeinsam mit Überraschungs-Einzelmeisterin Zhenqi Barthel.

Artikel vom 07.03.2006