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Menschengestalten aus verschiedenen Sichten

Ausstellung mit Arbeiten von vier Künstlerinnen im Speicher am Burgmannshof eröffnet


Lübbecke (sg). Gleich vier Künstlerinnen stellen derzeit ihre Werke am Burgmannshof aus. Eingeladen vom Lübbecker Kunstverein präsentieren sie unter dem Motto »Menschengestalten« Skulpturen, Holzdrucke, Bilder und in Wort gefasste Kunst in den Räumen des alten Speichers. Drei der Künstlerinnen arbeiteten im wöchentlichen Rhythmus an den Aktdarstellungen. Jede mit ihrer eigenen Sicht- und Arbeitsweise.
Die Eröffnungsveranstaltung mit den Künstlerinnen fand reges Interesse. Claudia Winkel brachte den Anwesenden die verschiedenen Kunstformen und Darstellungen mit ihrer Einführung näher. »Einem Orchester gleich erscheint das facettenreiche Spektrum an Farben und Formen, mit welchen Christine Venjakob hantiert«, beschrieb Winkel. Verschiedenste Mittel seien auf experimentelle Weise ganz dem inhaltlichen Prozess entsprechend eingesetzt. Der Einsatz von Öl, das eine warme Tonigkeit sowie Transparenz entstehen lasse, steigere diese Wirkung. Sparsam eingesetzte fragmentarische Linien hätten eine Eigendynamik, die sie unabhängig vom Bildgegenstand sprechen ließe. Zu sehen ist ein malerischer Korpus auf monochromen Grund, wobei einerseits einzelne Figuren herausgegriffen würden, andere unausmodelliert blieben.
Dynamische und statische Formen miteinander in spannungsvollen Einklang bringe Jutta Kirchhoff in ihren Skulpturen. »Die fragmentarische Ausformulierung der Körper, die durch den gesamten Formrhythmus miteinander verschmelzen, um sich sogleich wieder zu trennen, variierende Richtungsachsen und nicht zuletzt die subtile, formunterstützende Farbgebung machen den Reiz dieser Terrakottaarbeiten aus.« Schritt für Schritt arbeite sich Magdalene Bischinger in ihre Materie ein. Ihr Arbeitsmaterial ist hartes Buchenholz, das sie mit Hohleisen und Geißfuß bearbeitet, um anschließend Drucke daraus entstehen zu lassen. Die Vorgehensweise sei prozesshaft, aber auch zum Teil durch das Material vorgegeben. »Organische Körperformen verwandeln sich zu graphischen, klaren Linien. Spannung entsteht, wird gesteigert durch den experimentellen Einsatz unüblicher Arbeitswergzeuge wie Radiernadel und elektrische Säge«, erklärt Claudia Winkel.
Eine besondere Bereicherung erfährt die Ausstellung, die noch bis zum 2. April zu sehen ist (jeweils samstags von 11 bis 13 Uhr und sonntags von 16 bis 18 Uhr), durch die inzwischen 81-jährige Schriftstellerin Siegrid Lichtenberger. Eigens für diese Ausstellung hat sie Gedichte geschrieben, die sich zum Teil ganz konkret auf einige Werke beziehen. Zur Eröffnung las sie für jede Künstlerin eines ihrer Gedichte und zum Abschluss eines für sich selbst - und erntete viel Applaus: »Aus Buchstaben erschaffe ich wortgewordene Gestalten.«

Artikel vom 07.03.2006