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Graul im Visier der Justiz

Ex-Manager des FC Gütersloh sorgt mal wieder für Schlagzeilen

Von Wolfgang Wotke
Gütersloh (WB). Kommt jetzt alles wieder hoch? Holt ihn die Vergangenheit ein? Volker Graul, einst Manager des früheren Fußball-Zweitligisten FC Gütersloh, sorgt mal wieder für Schlagzeilen. Der 53-Jährige soll in einen erheblichen Finanzskandal um den Ex-Manager von Bayer Leverkusen, Reiner Calmund, verstrickt sein. Das berichtet der »Spiegel«.

Es geht um den Verdacht des Betruges und der Untreue. Hintergrund sind Zahlungen des Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen an Volker Graul. Er soll vor drei Jahren 580 000 Euro für mögliche Spieler-Wechsel erhalten haben. Leverkusen gab am Samstag offiziell bekannt, dass diese Geschäfte auch der Grund für die Trennung vor zwei Jahren von Manager Reiner Calmund gewesen sind. Inzwischen soll die Finanzaffäre, so der Kölner Express, immer größere Kreise ziehen. Ob noch andere Trainer oder Spielervermittler in diesem Fall eine tragende Rolle spielen, ist noch unbekannt. Das wahre Ausmaß wird wohl erst in einigen Tagen ans Licht kommen. Oberstaatsanwalt Klaus Pollmann, Sprecher der Schwerpunktabteilung Wirtschaftskriminalität, sagte gestern dem WESTFALEN-BLATT: »Ich weiß nichts von einem Verfahren gegen Reiner Calmund oder Volker Graul. Ob die Kripo Ermittlungen gestartet hat, kann ich noch nicht sagen. Vorstellen kann ich es mir, bei diesen harten Vorwürfen.«
Volker Graul zählt zu den schillerndsten Figuren des Gütersloher Fußballs. Gemeinsam mit Roland Peitsch war er 1984 in den »Netto-Liga-Skandal« verstrickt, der bundesweit für Aufsehen sorgte. Dem Rechtsanwalt und damaligen FC-Präsidenten Dr. Rainer Schils und dem Dortmunder Rechtsanwalt Dr. Reinhard Rauball war es zu verdanken, dass ein drohender Zwangsabstieg am Ende in eine Geldstrafe umgewandelt wurde. Zehn Jahre später betrat Graul erneut die Heidewald-Bühne. Als Manager führte er den Verein innerhalb von zwei Jahren von der Oberliga bis in die Zweite Bundesliga. Und immer wieder sorgten die Finanzen für Schlagzeilen. Mal drohte der Lizenzentzug, mal mussten Spieler verkauft werden (Bonan/van der Ven) und dann stattete die Steuerfahndung dem Verein einen Besuch ab. Nach dem Abstieg schlitterte der FCG mit Millionen-Schulden in die Insolvenz, und Graul wurde in der Stadt kaum noch gesehen. Erst im Jahr 2005 tauchte er öffentlich wieder auf. Im Gütersloher In-Lokal »Rosso« am Kolbeplatz sah man ihn des öfteren mit dem damaligen Trainer von Arminia Bielefeld, Uwe Rapolder. »Da gab es mehrere feucht-fröhliche Nächte«, bestätigte ein Stammgast dieser Zeitung. Graul soll dort aber auch geschäftliche Unterredungen mit Spielern aus dem Profibereich gehabt haben, wie beispielsweise Ansgar Brinkmann.
Dass man Volker Graul in Gütersloh keine Träne nachweint, bestätigte kürzlich auch der FCG-Präsident Norbert Wöstmann: »Vollständige Sätze wechsel ich nicht mit ihm. Solange ich hier etwas zu sagen habe, hat er in diesem Verein nichts zu suchen.«
Falls die Ermittlungen gegen Graul intensiviert werden, kommen dann die damals undurchsichtigen Transaktionen des FCG noch einmal auf den Tisch? Klaus Pollmann: »Auf keinen Fall. Das alles ist längst verjährt.« Sport

Artikel vom 06.03.2006