04.03.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Der Schal verrät den Täter

Filmprojekt: Junge Autoren mit der Kamera unterwegs

Löhne (ana). »Er hatte einen Teddyschal um und eine Ledermütze auf«. Anhand dieser Täterbeschreibung wurde er geschnappt, einer der beiden gemeinen Räuber, die in Löhne allerhand Diebesgut auf dem Gewissen hatten.

Doch die beiden Bösewichte konnten wieder entwischen. Schnell stellte sich heraus, dass alles inszeniert war: »Die Räuber« sind ein Filmprojekt der Jugendkunstschule und von zahlreichen Kindern im Alter zwischen acht bis elf Jahren, das am vergangenen Donnerstag Premiere feierte: Junus El-Naggar und Florian Westerhold, die beiden Räuber, dicht gefolgt von den drei Detektivinnen Charlotte Schildmann, Carlotta Klasen und Cita Nottmeier, waren die Akteure. »Endlich waren wir mal die Starken«, so die Mädchen. »Aber es war schon ganz schön anstrengend, den Jungs immer hinterher zu laufen«, gibt Carlotta dann doch zu.
»Das war der Wahnsinn!«, wirft Junus sofort ein. »Ich hatte so ein Bauchkribbeln! Es war echt spannend«. Doch dass dieses mulmige Gefühl im Bauch entstehen konnte, das verdanken die Kids wohl auch Lothar Grundmann von der Löhner Polizei und Klaus Sundermeier von der Sparkasse. Denn nachdem die Räuber in der Sparkasse für Unheil gesorgt und alle Kuscheltiere am Weltspartag geraubt haben, ging es auf Verfolgungsjagd mit einem echten Polizeiauto. Was für ein Erlebnis!
Dass die beiden sofort ins Gefängnis gebracht wurden, war nach der Liste der Straftaten kein Wunder. Hatten sie doch zuvor bereits den neuen Porzellanladen Heese ausgeraubt sowie das Schmuckgeschäft Niehus.
Die Detektivinnen haben aber zum Glück ganze Arbeit geleistet und die Stadt Löhne von den Dieben befreit. Zahlreiche Hinweise führten in den Heizungskeller der Werretalhalle, wo sich die Räuber mit ihrem Diebesgut versteckt hielten.
Jürgen Schwartz, der für Kamera und Schnitt sowie für die pädagogische Leitung zuständig war, filmte dies mit einer echten Nachtsicht-Kamera. Für die Regie war die Theaterpädagogin Christiane Stelter verantwortlich. »Dies ist ganz klar eines unserer herausragendsten Projekte«, sind sich beide einig.
Tolle Orte, tolles Wetter, die Kinder und ihr Improvisationstalent trugen zu diesem unvergesslichen Erlebnis bei. Feste Texte gab es bei »Die Räuber« nicht, nur einen Handlungsablauf. Szenen wurden zwei bis Mal gefilmt, die beste wurde ausgewählt. Acht Mal trafen sich die Darsteller jeweils ein und eine dreiviertel Stunde, einmal in der Woche.
»Es war uns wichtig, dass die Kinder lernen, sich in einer Gruppe zu arrangieren und dass nicht nur einer die Hauptrolle spielt, denn alle sind gleichwertig«, fassen die Leiter die Absicht des Filmprojekts zusammen.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen, denn witzige Dialoge machen die wilde, kriminalistische Geschichte erst richtig vollkommen: »Hast du denn so viel Geld?« - »Na klar, ich hab doch Rente«. Für fünf Euro ist die DVD um die sagenumwobenen Räuber in der Jugendkunstschule zu erhalten.

Artikel vom 04.03.2006