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Deutsche TT-Titelkämpfe - große Chance

Bad Oeynhausener Manfred Sauerbrei hofft auf großen Aufschwung durch Meisterschaft in Minden

Von Ingo Notz
Bad Oeynhausen (WB). Die Deutschen Tischtennis-Meisterschaften in Minden sind für einen ein Heimspiel, der gar nicht mitspielt. Jedenfalls nicht mehr aktiv in der Box. Und doch ist er immer noch mittendrin statt nur dabei - und das schon seit fast 25 Jahren. In Steinhagen war Manfred Sauerbrei von 1982 bis 1986 als Trainer maßgeblich am Aufbau einer goldenen Ära beteiligt. »Dort habe ich wirklich eine schöne Zeit erlebt«, blickt der Bad Oeynhausener auch heute noch gerne zurück. Als zweiter Coach in Ostwestfalen nach Bad Driburgs heutigem Bundesliga-Manager Franz-Josef Lingens erwarb Manfred Sauerbrei, damals schon WTTV-Kadertrainer in Herford, 1981 die höchste deutsche Trainerlizenz, den A-Schein.

»Dann stellte sich mir natürlich die Frage: Was machst Du damit?« Warum in die Ferne schweifen? In der ostwestfälischen Nachbarschaft spielte die Spvg. Steinhagen bereits die Hauptrolle, war in der Zweiten Liga aktiv. Manager Rüdiger Lamm war gleichzeitig Teamkamerad von Sauerbrei in Brackwedes Oberliga-Crew. Da lag der nächste Schritt nahe: Der Trainer-Vertrag wurde per Handschlag perfekt gemacht. Und der Erfolg stellte sich auch schnell ein. Steinhagen dominierte unter Manfred Sauerbrei die Zweite Liga nach Belieben. »Wenn wir nur mal 9:2 gewonnen hatten, wurde schon gemunkelt: Der Trainerstuhl wackelt«, lächelt Sauerbrei, der die Damen und Herren in Personalunion betreute. »Die Damen spielten damals aber auch erst auf Landesebene. Um Ulla Rottmann haben wir dann eine Mannschaft aufgebaut, die ich bis zum Aufstiegsspiel zur 1. Bundesliga betreut habe. Wir sind jedes Jahr hochgegangen. Dann wurde es zuviel und ich habe nur noch die Herren betreut.« Mit denen stand er 1984 in den Aufstiegsspielen zur 1. Bundesliga. Noch heute schwärmt Sauerbrei von den Spielen gegen FTG Frankfurt (mit Jörg und Thomas Rossokpf) und die anderen beiden Rivalen der Vierer-Aufstiegsrunde, die Steinhagen letztlich alle gewann. Steinhagen war mit Sauerbrei in der Bundesliga angekommen - der Rest ist Geschichte. »Was mir besonders in Erinnerung geblieben ist: Egal ob sie Waldner oder Boggan hießen - alle Stars guckten zuerst, wie viele Zuschauer wir hatten. Das war abenteuerlich. Dadurch sind Spiele gewonnen worden.« Für Sauerbrei eine goldene Ära. »Lamm hatte richtig gute Ideen. Für mich war es nicht besonders schwer. Ich habe das damals richtig genossen!«.
Runde 30 Jahre vorher hatte alles auf dem Rückweg vom Kindergarten angefangen. »Da habe ich gesehen, dass Kinder auf einem Hof einen Tisch aufgebaut hatten, bin hingegangen und habe mitgespielt.« Über den CVJM ging es später mit dem Wechsel ins Berufleben im Postsportverein weiter. »In der Packhalle stand ein Tisch, da konnten wir spielen.« Die Erfolge ließen auch da nicht lange auf sich warten. Zwölf Mal gewann der Oeynhausener die Bezirksrangliste, wurde sechsmal Bezirksmeister, spielte 18 Jahre bei Westdeutschen Meisterschaften mit. Als aktiver Spieler aber schaffte er nie den Sprung zu den »„Deutschen«: »Unser Bezirk war im Vergleich zum Ruhrgebiet einfach zu schwach, da habe ich nie überhaupt auch nur eine Chance gehabt.« Aber da gab es ja noch die zweite Karriere als Trainer. Als Kadercoach wurde er vom Verband dann auch für seine erste Deutsche Meisterschaft »nominiert.« Seitdem ist der Bad Oeynhausener jedes Jahr dabei und damit in Minden 2006 zum 24. Mal in Folge, wenn die Deutschen zum ersten Mal in seinem Heimatkreis Station machen. Seit fünf Jahren fungiert der ehemalige Postler aber nicht mehr als Trainer am Rande der Bande, weil die Beziehung zu den aktiven Spielern nicht mehr so eng sei, wie sie für so einen Job sein müsste. »Dafür nehmen wir lieber die aktiven Trainer aus den Vereinen und Stützpunkten, die auch das Training der Spielerinnen leiten.« Langweilig wird es Sauerbrei seither aber auch nicht: Kreissportwart, 13 Jahre Bezirkssportwart, seit zehn Jahren Sportwart des WTTV, 20 Jahre sitzt er mittlerweile im Sportausschuss. Seit acht Jahren ist er zudem auf nationaler Ebene Beisitzer im Leistungssportausschuss des DTTB als Regionalvertreter des WTTV. »Wir sind der kleinste Regionalverband - da habe ich immer schön SpaßÉ«, erinnert sich Sauerbrei an so manches »Gefecht«, wenn es um Setzungen, Nominierungen für EM, WM oder Olympia gegangen ist. »Es ist immer schwer, eine Mehrheit zu kriegen.«
Manfred Sauerbrei ist alles andere als ein Ja-Sager. So bezeichnet er schon mal eine Entscheidung des Leistungssportaussschusses in Sachen Nationalkader als »witzlos«. »Ich brauche den Stress eigentlich nicht mehr. Aber das Schlimmste, was man machen könnte, wäre, alles hinzuwerfen. Sicher werde ich irgendwann einmal beim WTTV aus Altersgründen aufhören und nach einem Jüngeren Ausschau halten.« An seinem Job im Bund hängt er - »das macht mir immer noch Spaß.« Auf der Bundeshauptversammlung 2005 ist er zum vierten Mal gewählt worden und natürlich auch im Vorfeld der Deutschen Meisterschaft in Minden vielfältig eingebunden. So wird er auch als Delegationsleiter des Westdeutschen Verbandes fungieren -»damit bin ich zuständig für alle Probleme, die es hoffentlich nicht gibtÉ!« Eine feste Größe ist der Tischtennis-Enthusiast auch bei den German Open - dem weltweit größten Turnier der Profis. Seit 1992 wird er bei internationalen Veranstaltungen in Deutschland in der Turnierleitung eingesetzt. Zuletzt war Sauerbrei bei den German Open in Magdeburg dabei, wo er wie gewohnt für die Eingabe der Spielergebnisse zuständig war.Für die Deutschen Meisterschaften in Minden freut sich der WTTV-Sportwart, »dass wir ganz beruhigt der Veranstaltung entgegen sehen können, weil wir sehr gute Durchführer vor Ort haben. Da habe ich überhaupt keine Bedenken. Die Halle ist optimal, Minden liegt verhältnismäßig zentral.« Was er sportlich erwartet? »Ich bin absolut sicher, dass die Zugpferde wie Timo Boll die Veranstaltung auch ziehen werden. Für den WTTV hoffe ich auf Süß, Steger, Hielscher und Daus, dass ein oder zwei davon aufs Treppchen kommen. Einen kann ich mir auch gut im Finale vorstellen!« Auch was die Lokalmatadorin Nadine Bollmeier angeht, zeigte sich Sauerbrei zuversichtlich: »Im Doppel ist sie mit Scheld Titelverteidigerin - warum sollen sie nicht wieder ins Endspiel kommen?« Das würde auch noch einem anderen Effekt helfen können, auf den Sauerbrei setzt: »Wenn das im Kreis keinen Aufschwung gibt, wann dann? Normal müsste die Halle auch Freitag voll sein. Ich hoffe, dass viele Jugendliche und Schüler kommen und dann begeistert sind. Damit ist ein Aufschwung zu holen. Ich erhoffe mir sehr, sehr viel von den Meisterschaften - es muss nur viel Werbung gemacht werden!« Werbung für Tischtennis, Werbung für ehrenamtliches Engagement, Werbung für Leistung, Werbung für den Mühlenkreis - vier Bereiche, für die ein Name seit Jahrzehnten steht: Manfred Sauerbrei.

Artikel vom 04.03.2006