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»Gesundheit ermöglicht mir alles«

SVH-Fußballer spendet für einen an Leukämie erkrankten Menschen

Von Jürgen Drüke
Höxter (WB). Vor sieben Jahren erkrankte ein Mitschüler an Leukämie. Uli Kockmann besuchte damals die elfte Klasse des König-Wilhelm-Gymnasiums in Höxter: »Wir waren alle sehr betroffen. Klar, dass sich Schüler und Lehrer damals typisieren ließen, um zu helfen.« Kockmann wurde mit seinen Blut-Merkmalen in eine entsprechende Datei aufgenommen. Und bereits zu dieser Zeit hoffte der junge Mann, dass seine Stammzellen hoffentlich schon sehr bald einem an Blutkrebs erkrankten Menschen helfen könnten. »Ich bin so dankbar, dass ich gesund bin. Nur die Gesundheit ermöglicht mir alles. Auch, dass ich mein Hobby Fußball seit frühster Kindheit mit großer Freude ausüben kann.«

Kockmann ist 23 Jahre und der Kapitän des Landesligisten SV Höxter. Mit dem SVH kämpft er zurzeit gegen den Abstieg. »Wir wollen natürlich den Klassenerhalt schaffen. Dafür geben wir alles.« Seit einigen Wochen ist der ehrgeizige Kicker aber zumindest indirekt an einem wesentlich wichtigeren, nämlich an einem Lebenskampf beteiligt. Irgendwo in dieser Welt lebt ein todkranker Mensch, dem der Kreisstädter mit seinen Stammzellen das Leben retten kann. »Die Typisierung vor sieben Jahren hat sich damit gelohnt«, sagt Kockmann mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck.
Über die Stefan Morsch Stiftung wurde der Höxteraner vor wenigen Wochen informiert, dass er als Spender in Betracht kommt. Zunächst musste Kockmann sein Einverständnis für entsprechende Untersuchungen geben. Knochenmark- oder Stammzellenentnahme? Das hängt vom Krankheitsbild des jeweiligen Patienten ab. Kockmann wurde auf Herz und Nieren geprüft. »Nach den Untersuchungen wusste ich, dass ich gesund bin«, sah der Student der Betriebswirtschaft in dem ganzen Verfahren nur Positives.
Beim Fußballer wurde dann eine Stammzellenspende vorgenommen. »Bereits fünf Tage vorher musste ich mir Spritzen geben. Damit wurden die blutbildenden Zellen im zirkulierenden Blut vermehrt«, erklärt der Höxteraner wie ein Fachmann. Nach den fünf Tagen ging es ins Krankenhaus nach Hameln. »Die Schwestern und Ärzte haben sich dort bestens um mich gekümmert«, berichtet Kockmann. In zwei Armvenen wurden Blutentnahmenadeln gelegt und über Plastikschläuche mit einem so genannten Zellseperator verbunden. Über einen kontinuierlichen Blutstrom wurden die angereicherten Stammzellen dann aus dem Blut herausgewaschen. »Viereinhalb Stunden dauerte das. Es gab überhaupt keine Komplikationen«, erzählt Uli Kockmann weiter.
Klar sei er im Vorfeld auf mögliche Nebenwirkungen durch die Spritzen hingewiesen worden. »Das sind zumeist grippeähnliche Symptome wie Kopf- und Muskelschmerzen, Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Aber ich habe kaum etwas gespürt«, erwähnt der Höxteraner, dass eine kurzfristige, körperliche Schwächung ganz selten auftritt und langfristig eh bedeutungslos sei. Auch nach der Stammzellenentnahme bemerkte der Kicker keine Beeinträchtigungen, so dass er nur zwei Tage später wieder das Training beim SV Höxter aufnehmen konnte. Auch die Knochenmarkentnahme sei übrigens kein Eingriff, der Folgen für den Spender habe. »Unter Narkose wird Knochenmark aus dem Beckenkamm entfernt«, ist der 23-jährige auch über das zweite Verfahren informiert.
Nun drückt Kockmann dem Patienten, für den seine Stammzellen bestimmt sind, ganz fest die Daumen: »Er wird es schaffen,« ist der Sportler überzeugt. So wie es übrigens vor sieben Jahren sein Mitschüler schaffte: »Der hat immer positiv gedacht. Die große Unterstützung von uns Schülern, den Lehrern, seinen Freunden und seiner Familie hat sicherlich zu seiner Gesundung beigetragen«, weiß der Mittelfeldspieler wie wichtig der Beistand gerade in schwierigen Momenten und insbesondere bei Rückschlägen, die immer wieder auftreten können, ist. »In drei Jahren kann ich erfahren, zur wessen Gesundung ich beigetragen habe. Ich bin schon sehr gespannt,« ist Kockmann voller Erwartung und sagt: »Hoffentlich wird Leukämie schon sehr bald keine Angst mehr verbreiten.«

Artikel vom 04.03.2006