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Das Wort zum Sonntag

 Von Körling Lansky, Pfarrer in Rahden


Der Vater von Jens hat eine ansteckende Krankheit. Deshalb darf Jens ihn im Krankenhaus nicht besuchen. Abends vor dem Einschlafen betet er zusammen mit der Mutter: »Lieber Gott, mach' doch meinen Papa wieder gesund! Aber geh nicht so dicht an sein Bett heran, damit du dich nicht ansteckst.« Jens hat viel Vertrauen zu Gott. Die Mutter hat es in ihm angelegt und bestärkt ihn darin. Sie betet mit ihm. Miteinander sind sie auf der Spur, die der Kirchenvater Augustinus gelegt hat: »Das Gebet ist eine Himmelsleiter. Hinauf steigt die Bitte und herab steigt Gottes Erbarmen.« Und Jens meint es gut mit dem lieben Gott: »Geh nicht so dicht an sein Bett heran, damit du dich nicht ansteckst.« Rührend, mit dem Herzen gesprochen. Gott wird sich freuen. Später wird Jens erfahren, dass Gott sich bereits »angesteckt« hat, weil er sein Herz geöffnet und in unsere Lebenswirklichkeit getragen hat. Jesus Christus, der geliebte Sohn, ist sein Herzensträger, der treue Heiland. Er stellt sich an unsere Seite, ganz dicht. Er teilt unsere Sorgen. Er trägt unsere Lasten mit. Er nimmt unsere Schuld auf sich. In ihm ist die Liebe, die alles trägt und duldet, die alles glaubt und hofft: die Liebe des Vaters im Himmel. In der am Sonntag beginnenden Passionszeit legt diese Liebe neu ihre Spur auf dem Christus-Weg, an dessen Ende das Kreuz steht. Behutsam entfaltet sie ihre ansteckende Wirkung. Sie erleuchtet unsere Herzen und erfüllt sie mit dem Gut des Glaubens, der auf Gott seine Hoffnung setzt und ihm vertraut, viel zutraut. Gottes Herz ist weit, sein Vermögen ist groß.

Artikel vom 04.03.2006