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Frauen-Reihe startet mit Kunst

»Wandlungen« heißt das Thema der Werke - Sonntag Ausstellung »Mail-Art«

Von Kathrin Weege (Text und Fotos)
Espelkamp (WB). »Frauen - Erste Wahl« lautet das Thema der Frauenkulturtage, die gestern begonnen haben. »Erste Wahl« waren dabei auch die Künstler der Eröffnungsveranstaltung. Das orientalische Tanztheater »Kadisha« entführte die Besucher in den Orient. Die Künstlerin Gisela Knopff-Fäustlin zeigte Papierobjekte und Aquarelle in ihrer Ausstellung zum Thema »Wandlungen«.

»Werden« und »Vergehen« - das sind die zentralen Bestandteile des natürlichen Wandels. So sind viele Werke von Knopff-Fäustlin in der Technik des Papierschöpfens entstanden. »Aus altem Papier lässt sich relativ leicht Neues machen, aus Papier lässt sich Kunst machen, aus fast allen pflanzlichen Stützstoffen lässt sich Papier schöpfen. Die Faszination und die Möglichkeit, mit diesem Material zu arbeiten, sind außerordentlich vielfältig«, betonte die Kunsthistorikerin Anke Steinhauer aus Hille, die in die Werke der Meller Künstlerin einführte.
Insgesamt hat Knopff-Fäustlin etwa 25 Werke im Bürgerhaus ausgestellt, die noch bis zum Ende des Monats dort zu sehen sind. Besonders faszinierend ist das Werk »Erdfell«. »Das ÝFellÜ der Erde ist eine löchrige Humus-Schicht, die alles trägt und Leben ernährt«, erklärte die Künstlerin. Die Papierfasern sind wie ein Fell aufgespannt. Das gewalzte Papier hat Knopff-Fäustlin mit Samen bestreut, die dann keimten und abtrockneten. »Das Erdfell ist aufgespannt wie früher die Felle zum Trocknen ausgebreitet wurden. Ich interessiere mich für diese alten Techniken, die man bei uns zwar kaum noch erleben kann, aber bei den Lappen im hohen Norden findet man diese Vorgehensweise noch heute«, erklärte die Künstlerin aus Melle, die 1949 in Göggingen geboren wurde und Kunst in Augsburg studierte.
Espelkamps Gleichstellungsbeauftragte Beate Henke begrüßte alle Anwesenden zur Eröffnung der Frauenkulturtage. Die Frage, warum es überhaupt Frauenkulturtage gibt, beantwortete sie mit einem Zitat: »Es gibt Dörfer, in denen Männer fischen und Frauen weben, und andere Dörfer, in denen Frauen fischen und Männer weben. Aber überall wird die Arbeit der Männer höher gewertet.« Diese Beschreibung von Ethnologin Margaret Mead habe an ihrer Aktualität auch heute nichts eingebüßt, so Henke weiter.
Die Veranstaltungsreihe trägt den Titel »Frauen - Erste Wahl« und wurde ausschließlich von Frauen initiiert. Das Motto steht in Verbindung mit der Tatsache, dass Frauen vor hundert Jahren in Europa erstmals wählen durften. Also: »Erste Wahl«. In Deutschland durften die Frauen übrigens erst 1919 an die Wahlurne treten.
In ihrer Begrüßungsansprache wies Henke auf die weiteren Highlights der Veranstaltungsreihe hin. Am Sonntag, 5. März, eröffnet in der Stadtbücherei eine außergewöhnliche Ausstellung über Kommunikationsform: »Hin und Her - Kunst im Briefkasten.« Beginn ist um 15 Uhr.
Wie wird heutzutage kommuniziert, durch welche Medien werden Mitteilungen gesendet? Als sich die Lebenswege der beiden Freundinnen Maaike Thomas (Haltern am See) und Gabriele Meseth (Allensbach) trennen, finden die zwei Frauen eine einzigartige Form, jeweils am Leben der anderen teilzuhaben: Sie gestalten künstlerische Postkarten mit Materialien aus ihrem Alltag: »Mail-Art«.
Die beiden Künstlerinnen, die während der Eröffnungsveranstaltung selbst anwesend sind, erzählen über ihre Arbeit und ihre Frauen-Freundschafts-Geschichte und stehen im Anschluss für weitere Gesprächen zur Verfügung.
In der Ausstellung hängen die Mails »schwebend« im Raum, sie nehmen Bezug aufeinander, greifen Themen auf und verschlüsseln persönliche Botschaften. Damit werden die Mails vergleichbar mit Tagebucheinträgen. Sie laden ein, einzutauchen und sich inspirieren zu lassen.

Artikel vom 04.03.2006