06.03.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Mitgliederstand ist am unteren Limit«

Jahresversammlung: Feuerwehr-Chef Stiegelmeier beleuchtet aktuelle Situation kritisch

Herford (bex). Es war seine erste Bilanz als Feuerwehr-Chef. Auch wenn sie ohne die ironischen Spitzen seines Vorgängers Dieter Bremes auskam, ließ sie nichts an Eindeutigkeit zu wünschen übrig. Michael Stiegelmeier gab mit seinem Jahresbericht den Politikern im Schützenhof Nachdenkenswertes mit auf den Weg.

896 Krankentransporte weniger - insgesamt 2369 - und gestiegene Verwaltungskosten hatten den Stadtrat veranlasst, im Dezember die Krankentransportgebühren erneut zu erhöhen. »Das Defizit im Rettungsdienst/Krankentransport betrug Ende des Jahres mehr als 332 000 Euro«, erläuterte Stiegelmeier. Gleichzeitig könnten mit der Umsetzung der neuen EU-Arbeitszeitrichtlinie neue Personalkosten auf Wehr und Stadt zukommen. »Um die Einstellung von zusätzlichem Personal zu vermeiden, wird eine Kooperation mit dem Kreis angestrebt, damit hierdurch freigesetztes Personal im Rettungsdienst eingesetzt werden kann«, kündigte er an. Im Bereich Feuerwehrbeamte mache eine neue Arbeitszeitverordnung eine Aufstockung des Personalbestandes aber wohl unumgänglich. Ehrenamtliche Kräfte, derzeit 139, könnten diesen Bedarf nicht decken. »Wer das möchte, hat die Rechnung ohne die Arbeitgeber gemacht. Abgesehen davon ist der Mitgliederstand in allen Abteilungen am unteren Limit angelangt.« Das habe nicht zuletzt die Serie von Brandstiftungen im August gezeigt.
Mit uneinsichtigen Arbeitgebern sollen deshalb Gespräche geführt werden. »Nicht wenige Kameraden opfern ihren Urlaub für Fortbildungen«, verdeutlichte der Wehr-Chef das Engagement der Einsatzkräfte.
Auch das strittige Thema Kreisleitstelle griff Stiegelmeier noch einmal auf - aus aktuellem Anlass. »Bei der Bezirksregierung gibt es Überlegungen, die Leitstellen im Regierungsbezirk noch weiter zu einer Regionalleitstelle zu zentralisieren. Eine solche Leitstelle halte ich für sehr nachteilig.« Deshalb müssten allen Beteiligten am Erfolg der Kreisleitstelle interessiert sein. »Denn bei einer schlecht funktionierenden Leitstelle sind die Argumente der Befürworter einer Regionalleitstelle noch schlagkräftiger.«
Nach 100 Tagen im Amt ging Stiegelmeier zudem mit den Verwaltungsabläufen im »Konzern Stadt« kritisch ins Gericht. »Wir sind auf dem besten Wege, uns selbst zu verwalten. Ich finde es schon befremdlich, dass sich etliche gut bezahlte Führungskräfte mit Dingen beschäftigen, die wegen ungenauer und überholter Zielvorgaben anschließend in der Tonne landen.« Es sei besser, Arbeitsaufträge auf wenige Personen zu konzentrieren, die die nötigen Freiräume erhielten.
Im vergangenen Jahr musste die heimische Wehr 121 Feuer löschen (- 4), 200 technische Hilfeleistungen erbringen (+ 20) und zu 160 blinden, böswilligen oder Täuschungsalarmen ausrücken (+ 13). Die Zahl der Großbrände sank von neun auf sieben. 10 503 Krankentransporte und Notfallrettungen wurden 2005 geleistet. Der Wehr gehören insgesamt 395 Männer und Frauen an, davon sind 42 hauptamtliche Kräfte im Brandschutz. Wiederum neun davon sind in Doppelfunktion im Rettungsdienst tätig, dem 22 Kräfte angehören.
Der Versammlung, die erneut vom Feuerwehr-Blasorchester musikalisch schwungvoll begleitet wurde, war die Jahresversammlung des Vereins zur Förderung der Feuerwehr vorausgegangen. Klaus Maschmeyer wurde zum neuen Vorsitzenden gewählt, da der bisherige Amtsinhaber, der neue Wehrführer Michael Stiegelmeier, aus Satzungsgründen den Vorsitz abgeben musste. Der mittlerweile 369 Mitglieder zählende Verein (+ 65) feiert im April sein zehnjähriges Bestehen.

Artikel vom 06.03.2006