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Mehr Stimmung,
weniger Jobs

IHK-Frühjahrsumfrage für den Kreis

Vlotho/ Herford (bex). Die Konjunktur im Kreis hat Tritt gefasst, hinkt aber der in Gesamt-Ostwestfalen hinterher. Das ist das Ergebnis der IHK-Frühjahrsumfrage. Besonders problematisch ist die Beschäftigungsentwicklung.

236 Unternehmen - ein gutes Drittel der befragten Betriebe - mit zusammen mehr als 22 000 Beschäftigten aus Industrie, Handel und Dienstleistung haben sich an der Umfrage beteiligt. »Die Industrie hat sich stabilisiert, die Erwartungen sind positiv. Die Dienstleister finden zu alter Stärke zurück, und auch der Handel sieht Licht am Ende des Tunnels«, fasste IHK-Vollversammlungsmitglied Karl Fordemann (Herforder Brauerei) die Ergebnisse der Halbjahresumfrage zusammen.
Bei der Industrie sei allerdings zu unterscheiden zwischen der aktuellen Lage, die sich verglichen mit der vor zwölf Monaten kaum verändert habe, und den Erwartungen für die Zukunft. »Der Saldo aus ÝgünstigerÜ- und ÝungünstigerÜ-Einschätzungen beträgt 25 Prozent. Im Frühjahr 2005 waren es nur 13 Prozent. Derartig positiv war die Stimmung zuletzt vor sieben Jahren.« Das könne aber nicht darüber hinweg täuschen, dass die Lage der dominierenden Möbelindustrie weiterhin kritisch sei.
Ihr Umsatz ging um 2,5 Prozent zurück. Dabei verhinderte ein Exportzuwachs von zehn Prozent auf 35 Prozent ein noch schlechteres Ergebnis. »Wie schon im Vorjahr beurteilt keines der Möbel-Unternehmen seinen Geschäftsverlauf als ÝgutÜ.« Mehr als die Hälfte der Betriebe bezeichnet die Ertragslage als »ungenügend«. Die künftige Entwicklung wird allerdings verhalten positiv bewertet. Besser läuft's im Maschinenbau, der zweitwichtigsten Industriebranche im Wittekindsland, auch wenn 22 Prozent der Betriebe über einen schlechteren Geschäftsverlauf berichten. Die Erwartungen sind deutlich optimistischer. Nur noch 26 Prozent der Betriebe wollen ihren Personalbestand verringern (Vorjahr 60 Prozent), 14 Prozent wollten sogar neue Mitarbeiter einstellen (Vorjahr 4 Prozent).
Der Handel fasst wieder Mut, konnte Rainer Döring IHK-Vollversammlungsmitglied berichten. Zwei Effekte sorgen im Jahr 2006 für Optimismus: »Wir hoffen auf eine Sonderkonjunktur im Zusammenhang mit der Fußball-Weltmeisterschaft.« Außerdem sei zu erwarten, dass viele Konsumenten im Jahr vor der dreiprozentigen Mehrwertsteuererhöhung die Anschaffung von langlebigen Konsumgütern vorziehen. Deutlich nach oben korrigiert haben die Dienstleister ihre Erwartungen bezüglich der künftigen Wirtschaftsentwicklung. Die Kurve für die prognostizierte Geschäftslage erreicht beinahe die Höhen des Jahres 2000, in dem die IT-Branche für Euphorie sorgte.
Nahezu losgekoppelt von der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung oder den Erwartungen an die Zukunft ist die Beschäftigtenzahl.
Besonders betroffen davon ist das im Kreis immer noch dominierende verarbeitenden Gewerbe. Fast die Hälfte aller Industriebetriebe plant Investitionen - zumeist jedoch in Rationalisierungen, also in den Abbau von Arbeitsplätzen. Die Zahl der Beschäftigten sank im vergangenen Jahr um 2,8 Prozent erstmalig unter die 30 000-er Grenze. Der Umsatz im verarbeitenden Gewerbe schrumpfte um einen halben Prozentpunkt. Zum Vergleich: in Gesamt-Ostwestfalen legte er um 3,4 Prozent zu. Wachstumsmotor ist der Export. Harald Grefe, stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer, hofft, dass der Kreis in diesem Jahr erstmals eine Exportquote von 30 Prozent erreichen wird.
Damit das zarte Pflänzchen Konjunktur gedeihen könne, appelliert er an die Politik, die für 2007 geplante Mehrwertsteuererhöhung auszusetzen.

Artikel vom 06.03.2006