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Bild einer zerrütteten Gesellschaft gezeichnet

Arthur Millers »Hexenjagd«: Schauspieler des Euro-Studios Landgraf überzeugen Publikum

Versmold (ch). In Salem herrschen Zustände wie im Mittelalter und John Proctor muss zusehen, wie eine Massenhysterie ihm seine Frau zu nehmen droht: Ein fesselndes Stück wurde dem Theaterpublikum am Mittwoch in der Hauptschulaula geboten. Das Euro-Studio Landgraf zeigte Arthur Millers Stück »Hexenjagd«.

1692 rufen die Aussagen dreier Mädchen im puritanischen Salem eine Massenpsychose hervor, die die Bewohner der Stadt dazu bringen, massenweise Prozesse wegen Hexerei zu führen, wie man sie aus Zeiten der Inquisition kennt. Grund dafür sind die abgrundtief bösen Absichten Abigail Williams.
Abigail, eine junge Frau, war Dienstmädchen im Haus der Proctors und brachte John Proctor dazu, mit ihr seine Frau zu betrügen. Nachdem sie von Elizabeth Proctor aus dem Dienst entlassen wird, weckt sich in ihr der Wunsch nach Rache. Tituba, die indianische Haushälterin ihres Onkels Reverand Samuel Parris, wird nach einem Zauber gefragt. Wie es anders nicht sein könnte, der Geistige Samuel Parris erwischt seine Nichte Abigail und seine Tochter Betty mit Tituba bei dem ketzerischen Treiben und fürchtet um das Seelenwohl der beiden. In ihrer Not behaupten sie, Tituba hätte sie verhext und nach der Prüfung durch Reverend Hale wird diese auch für schuldig erklärt. Dies bricht eine Lawine los, in der Abigail Williams ihre Rolle als Anklägerin der Hexerei einnimmt und darin ihre Chance sieht, an John Proctor zu kommen und Salem »zu reinigen«. John Proctor glaubt weder an Hexerei noch an die Glaubwürdigkeit Abigails und als er versucht mit Beweisen seine Frau vor dem Galgen zu retten wird er selbst auch eingekerkert. Nach monatelanger Haft ist er kurz davor, dem Psycho-Terror der Salemer Justiz nachzugeben und ein Geständnis abzugeben. Doch als er erkennt, dass dies den Tod unzähliger anderer Unschuldiger und vor allem auch alter und kranker Menschen bedeutet, gibt er nicht nach und lieber den Ehebruch mit Abigail zu und geht aufs Schafott, um Salem und seinen Bürgern zu zeigen, dass die Maschinerie der Hexenjagd nun außer Kontrolle geraten ist und gestoppt werden muss.
Wer sich die Hexenjagd am Mittwoch hat entgehen lassen, der hat wirklich ein Stück verpasst, in dem Schauspieler Theater besonderer Qualität gezeigt haben. Begeistert wurde Tom Quaas in seiner Rolle als John Proctor vom Publikum angenommen, da man bei ihm merkte, dass er mit ungeheurer Leidenschaft diese Rolle nicht nur spielte, sondern einverleibt hatte.
Johanna Geißler als Abigail Williams schaffte es exzellent, einen Charakter darzustellen, der gleichzeitig skrupellos und bösartig ist und eine gierige und zerstörerische Liebe zu John Proctor empfindet. Mit ausgezeichneter Mimik, Gestik und Ausdruckskraft bestach Carsten Klemm das Versmolder Publikum ebenso wie Nadine De Zanet in ihrer Rolle als Mary Warren den Gewissenskonflikt ihrer Rolle überzeugend dargestellt hat. Auch der Rest des Ensembles, Horst R. Naase, Alexandra Groß, Ines Reinhard, Jörg Walter, Rose Maria Vischer, Renate Reiche, Burkhard Heim, Joachim Lamont und Jörg Walter machten den Theaterabend für das Versmolder Publikum zu einem Erlebnis, das sicherlich in Erinnerung bleiben wird.

Artikel vom 04.03.2006