04.03.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Stimmung hat
sich verbessert

IHK-Konjunkturumfrage Frühjahr

Bünde (BZ). Die Situation der Industrie im Kreis Herford hat sich stabilisiert, die Erwartungen sind gestiegen, die Dienstleistungsunternehmen finden zu ihrer alten Stärke zurück und auch die Handelsunternehmen kommen langsam aus dem Konjunkturtal heraus.
Zu diesem Ergebnis kommt die Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) in ihrer aktuellen Frühjahrskonjunkturumfrage für den Kreis Herford. 236 Unternehmen mit zusammen 22 095 Beschäftigten aus Industrie, Handel und Dienstleistungen haben sich an der Umfrage beteiligt. »Der Konjunkturklimaindikator, der die momentane Lageeinschätzung der Betriebe mit ihren Erwartungen in Relation setzt, ist gegenüber der letzen Frühjahrsumfrage deutlich von 106 auf 115 gestiegen. Allerdings liegt Ostwestfalen mit einem Wert von 126 noch darüber«, erläuterte IHK-Vollversammlungsmitglied Karl Fordemann.
Der Stimmungsaufschwung hänge neben der nach wie vor boomenden Weltwirtschaft und der insgesamt verbesserten Wettbewerbslage der deutschen Unternehmen sicherlich auch mit dem erkennbaren Veränderungswillen der neuen Bundesregierung zusammen. Ein Beleg für den Gestaltungswillen der Regierung sei die angestoßene Verlängerung der Lebensarbeitszeit. Weitere entscheidende Themen seien die Großbaustellen Steuer- und Gesundheitspolitik sowie die Begrenzung der staatlichen Ausgaben. Fordemann: »Die Koalition beschreitet aber den falschen Weg, wenn sie die strukturelle Lücke in den Haushalten mit Steuererhöhungen schließen will. Deshalb appellieren wir erneut an die Bundesregierung, die für 2007 geplante Mehrwertsteuererhöhung auszusetzen. Denn diese bilde das größte erkennbare Konjunkturrisiko und wäre selbst verschuldet.« Zu einem weiteren Konjunkturrisiko könnten überzogene Tarifabschlüsse werden. Auch hier sei Augenmaß angebracht.
Laut IHK-Umfrage ist die Industrie im Wittekindkreis mit ihrer momentanen Lage in etwa so zufrieden wie vor zwölf Monaten. »Ganz anders stellt sich die Erwartungshaltung dar«, so Fordemann. »Hier beträgt der Saldo aus günstiger - und ungünstiger-Einschätzungen 25 Prozent, im Frühjahr 2005 waren es 13 Prozent. Letztmals vor etwa sieben Jahren war die Erwartung derart positiv.« Zudem habe sich die Ertragslage und die Erwartungen daran ebenso verbessert wie auch die Investitionsbereitschaft. Hauptmotiv dafür seien allerdings Rationalisierungsmaßnahmen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Deshalb würde die Industrie keine Beschäftigung aufbauen.
»Die Ausgangslage im Handel hat sich in den vergangen Monaten deutlich verbessert«, fasste IHK-Vollversammlungsmitglied Rainer Döring die Ergebnisse für diesen Sektor zusammen. Die Unternehmen übertrügen dies auch auf Ihre Erwartungen: 32 Prozent erwarteten in den kommenden zwölf Monaten eine Verbesserung (Vorjahr: 23 Prozent). Und die Dienstleister im Kreis fänden zu alter Dynamik zurück. Ihre Zukunftserwartungen näherten sich den Zeiten des »IT-Hypes«. Es werde auch ein positiver Effekt für den Arbeitsmarkt erwartet. Nach Angaben vom stellvertretenden IHK-Hauptgeschäftsführer Harald Grefe ist der Gesamtumsatz im verarbeitenden Gewerbe im Kreis 2005 gegenüber dem Vorjahr um 0,5 Prozent gesunken (Ostwestfalen +3,4 Prozent, NRW +4,5 Prozent). Die Beschäftigung sei um 2,8 Prozent gefallen und erstmals unter 30 000 Beschäftigte gesunken. Wachstumsmotor sei mit einem plus von 4,4 Prozent der Export, wobei Grefe hofft, der Kreis könne 2006 erstmals eine Exportquote von über 30 Prozent erreichen.

Artikel vom 04.03.2006