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Bürger kritisieren: Es gibt
zu wenig »Gelbe Säcke«

Entsorger Tönsmeier weist Vorwürfe zurück

Von Dieter Wehbrink
Stemwede (WB). »Es wird offensichtlich immer schwieriger, an eine ausreichende Zahl von Gelben Säcke zu kommen.« Diese ärgerliche Erfahrung von Jürgen Paus aus Wehdem, Leser der STEMWEDER ZEITUNG, haben auch andere Bürger in der Gemeinde gemacht.

»Bei der Gemeindeverwaltung sind wiederholt Beschwerden eingegangen«, bestätigte Stemwedes Bauamtsleiter Heinz Wehmeier. Die Gemeinde Stemwede ist zwar nicht für die Entsorgung des »Grünen-Punkt-Abfalls« zuständig. Sie reagierte aber auf die Bürgerhinweise und schrieb dem zuständigen Vertragspartner des Dualen Systems Deutschland, die Firma Tönsmeier, Porta Westfalica..
Jürgen Paus hatte wieder mal an seiner Wehdemer Ausgabestelle - einem Verbrauchermarkt - keine »Gelben Säcke« bekommen. »Sie waren ausgegangen. Der Einkaufsmarkt ist daran aber nicht schuld«, betont der Wehdemer. »Er bekommt vom Entsorger zu wenig davon. Das gilt übrigens auch für die Aufkleber für die Abfalltonnen, mit denen man die Säcke direkt beim Müllentsorger anfordern kann.«
Paus ärgert sich über den Mangel. »Schließlich bezahlt der Verbraucher über den ÝGrünen PunktÜ die Entsorgung dieses Abfalls. Daher ist es umso ärgerlicher, wenn es zu wenig Gelbe Säcke gibt. Ich frage mich, ob dahinter nicht wirtschaftliche Interessen stecken.«
Boris Ziegler, Sprecher der Unternehmensgruppe Tönsmeier, weist die Vorwürfe der Bürger zurück. Er rechnet vor: »Die Gemeinde Stemwede hat 14 522 Einwohner. Pro Nase rechnet das Duale System Deutschland mit zwei Rollen pro Jahr, daher wird Stemwede von vorneherein mit 29 044 Rollen beliefert. Jede Rolle hat 13 Säcke. Ein Vier-Personen-Haushalt bekommt demnach 104 Säcke pro Jahr. Das heißt konkret: Die Familie kann acht Stück pro Abfuhrtermin an die Straße stellen. Doch auf so viele gelbe Beutel kommen die wenigsten.« Außerdem erhalte Stemwede noch viel mehr Rollen, sagte Ziegler. »Wenn die Säcke vor Ablauf des Jahres aufgebraucht sind, liefern wir natürlich nach.«
Die Firma Tönsmeier werde auf die Kritik reagieren und »die Ausgabe der Säcke ab sofort genau dokumentieren.« Wenn sich herausstelle, dass die Menge nicht reiche, müsse man eventuell über »Kampagnen nachdenken, um die Bürger über den Umgang mit den Sammelsystem zu informieren.«
»Die Säcke sind seit Anfang 2005 etwas kontingentiert worden«, räumt Friedrich Stickan von der Oppenweher Firma Wüppenhorst ein, die in Stemwede im Auftrag von Tönsmeier das Einsammeln und die Abfuhr übernimmt. »Man muss leider feststellen, das einige Bürger mit den Säcken regelrecht aasen. Sie werden, weil sie an den Ausgabestellen kostenlos zu haben sind und in größerer Zahl bereitliegen, gern in großer Menge mitgenommen und für andere Zwecke verwendet.«
Friedrich Stickan hat auch beobachtet, dass bei Wüppenhorst viele Gelbe Säcke nur halb gefüllt eintreffen und der Bedarf vielleicht auch deshalb steigt. Er kann die Stemweder aber beruhigen: »Wer Probleme hat, kann sich jederzeit an die Firma Wüppenhorst wenden. Er bekommt die Säcke bei uns. Auch bei der Gemeindeverwaltung sind die Rollen erhältlich.«
Jürgen Paus lässt die Argumente von Ziegler und Stickan nicht gelten. »Man darf nicht diejenigen Bürger bestrafen, die vernünftig mit den Gelben Säcken umgehen«, ärgert sich der Wehdemer. Er stellt auch den »Pro-Kopf-Verbrauch« in Frage. »Hier wird es durchaus von Haushalt zu Haushalt Unterschiede geben.
Wer beispielsweise Kinder hat oder viel Tierfutter kauft, muss mehr Abfälle mit dem Grünen Punkt entsorgen und benötigt mehr Säcke.« Und die müsse man diesen Bürgern auch zur Verfügung stellen. Niemand könne schließlich ein Interesse daran haben, dass Abfälle mit dem Grünen Punkt mangels Säcken im normalen Hausmüll landeten, meinte der Wehdemer.

Artikel vom 04.03.2006